Und sie scheinen sich kräftig vermehrt zu haben. Laut einer neuen Langzeitstudie im Fachmagazin «Current Biology» wimmelt es in Tschernobyl nur so von Wildtieren. Mittlerweile soll es in der Sperrzone so viele Elche, Hirsche, Rehe und Wildschweine geben, wie in den unverstrahlten Schutzgebieten der Region und sogar siebenmal so viele Wölfe. 

Für ihre Arbeit haben die Forscher unter anderem Daten von Helikopterflügen und Spuren im Schnee ausgewertet. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass es in Tschernobyl sehr viel mehr Tiere gibt als vor der Katastrophe», sagt Studienleiter Jim Smith von der englischen University of Portsmouth in einer Mitteilung. «Das heisst nicht, dass radioaktive Strahlung gut für die Tiere ist, aber dass die Effekte einer menschlichen Besiedlung wie Jagd, Land- und Forstwirtschaft sehr viel schlimmer sind.»

Widerstandfähiger als gedacht
Zumindest scheint sich die Strahlung – entgegen der Ergebnisse vieler früherer Studien – nicht negativ auf die Populationsgrössen auszuwirken. Wie gesund die Tiere allerdings wirklich sind, können die Forscher nicht sagen, doch scheinen sie erstaunlich widerstandsfähig zu sein. Nach einem Einbruch unmittelbar nach der Katastrophe haben sich die Bestände erholt und sind weiterhin am Wachsen. 

In dem verlassenen Gebiet um Tschernobyl ist es, obwohl die negativen Einflüsse menschlicher Zivilisation wegfallen, keineswegs ungefährlich geworden. Wie sich die kontinuierliche Strahlenbelastung auf den Gesundheitszustand einzelner Tiere auswirkt, wird weitere Forschung zeigen müssen.