Sie ist kaum einen halben Zentimeter gross, kupferbraun – und der Schreck vieler Amerikaner: Die Rote Feuerameise zählt zu den gefährlichsten Tieren in den USA. Laut Berichten des US-Gesundheitsministeriums werden in den USA jährlich rund 14 Millionen Menschen von Feuerameisen gestochen, 80 000 müssen gar einen Arzt aufsuchen – und es gibt sogar Menschen, die an den Folgen der Stiche sterben. 

Gefürchtet ist vor allem die Aggressivität des Winzlings: Fühlt sich eine Feuerameise bedroht, attackiert sie ihren Angreifer, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Sie beisst mit ihren scharfen Kiefern zunächst ein Loch in die Haut ihres Opfers, um dann sofort mit ihrem Hinterleibsstachel ihr Gift in die Wunde zu injizieren. 

Der Stich ist äusserst schmerzhaft. Zunächst sind im betroffenen Bereich zwar nur kleine rote Punkte zu erkennen. Bald aber blähen sie sich auf zu stecknadelkopfgrossen weissen Eiterpusteln, die von einem feuerroten Hof umgeben sind. Diese charakteristischen Merkmale waren es, die den kleinen, aggressiven Insekten den Namen «Feuerameise» eingetragen haben.

Ein gut organisiertes Kriegsheer 
Lebensgefährlich sind Feuerameisen in erster Linie für Allergiker, da die Eiweissbestandteile des Giftcocktails, genau wie bei einem Wespenstich, beim Opfer einen sogenannten anaphylaktischen Schock hervorrufen können. Wenn man sich allerdings gleich mit einer ganzen Kolonie Feuerameisen anlegt, kann es durchaus auch für Nichtallergiker mehr als ungemütlich werden. Herbeigerufen durch sogenannte Alarmpheromone ihrer Artgenossen, stürzen sich nämlich oft mehrere Hundert oder sogar mehrere Tausend wütende Feuerameisen in einem gut koordinierten Angriff auf die Bedrohung – und fügen ihrem Opfer dabei schwere und äusserst schmerzhafte Verbrennungen zu. Dabei kann es in Einzelfällen zu starker Übelkeit, Atemnot und Ohnmachtsanfällen kommen. 

Die Rote Feuerameise gilt im australischen Queensland als Plage (Video: euronews (deutsch)):

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Nicht nur Menschen, auch Landwirtschaft und Natur werden von den Ameisen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Tierchen verwüsten Zitrusplantagen, Getreidefelder und Kartoffeläcker, indem sie in Bodenhöhe die Rinde von den Bäumen nagen oder Früchte und Getreidesamen fressen. Es gehen sogar Rinder am Gift der Feuerameisen zugrunde, die auf den Weiden gestochen werden. Insgesamt gehen Schätzungen davon aus, dass sich in den USA die jährlichen durch Feuerameisen verursachten Kosten in Natur, Landwirtschaft und Gesundheitswesen, aber auch an Gebäuden und Strassen, auf insgesamt über sechs Milliarden US-Dollar belaufen.

Eine Schwäche für Computer
Denn Feuerameisen beschädigen auch schon mal eine Hauswand – und besitzen eine Vorliebe für elektrischen Strom: Sie dringen ständig in elektrische Geräte aller Art ein. Warum das so ist, hat die Wissenschaft bis heute nicht schlüssig herausfinden können. Haben die Ameisen aber erst einmal ein Elektrogerät gekapert, erweisen sie sich als durchaus kostenintensive Saboteure, denn sie schleppen Erde in die Geräte oder zerbeissen die Isolierungen der Elektrokabel und verursachen dadurch Kurzschlüsse oder Brände. Betroffen sind vor allem Computer, Klimaanlagen oder Küchengeräte, manchmal werden aber auch Ampelanlagen, Ölpumpen oder sogar die Lande­beleuchtungen von Flughäfen durch die kleinen Ameisen lahmgelegt. 

Eine nachhaltige Bekämpfung der Feuerameisen gestaltet sich jedoch schwierig. In der Vergangenheit wurden insgesamt über 4000 verschiedene Insektizide gegen Feuerameisen eingesetzt, doch mit keinem konnte ein durchschlagender Erfolg erzielt werden. Ein grossflächiger Einsatz von chemischen Bekämpfungsmitteln (man warf schon mit B26-Bombern Gift auf sie ab) erwies sich als kontraproduktiv, da der Einsatz chemischer Mega-Keulen zu dramatischen Verlusten bei Kleinsäugern, Vögeln, Fischen und Insekten führte. 

Vor einiger Zeit fanden amerikanische Insektenkundler heraus, dass einige parasitierende Buckelfliegenarten bei der Bekämpfung der aggressiven Feuerameisen hilfreich sein könnten. Also begann man in Texas und Florida mehrere Buckelfliegenarten zu züchten und sie als «Feuerameisenkiller» zu Zehntausenden in Gebieten mit besonders starkem Ameisenbefall freizusetzen. Die erzielten Erfolge waren beachtlich. Eine völlige Vernichtung liegt jedoch nicht im Bereich des Möglichen. Man wird die Feuerameise also wahrscheinlich in den USA nie mehr loswerden, ihr wissenschaftlicher Name ist Programm: Sie heisst Solenopsis invicta, die unbesiegte Feuerameise.

Per Frachtschiff in die ganze Welt
Die Rote Feuerameise ist übrigens eine US-Amerikanerin mit Migrationshintergrund: Sie stammt aus den tropischen Gebieten Mittel- und Südamerikas, wurde aber in den 1930er-Jahren als blinde Passagierin auf einem Frachtschiff in den Süden der USA eingeschleppt. Dort breiteten sich die Tiere in Windeseile aus. In praktisch die ganze Welt: Mittlerweile haben die gefährlichen Insekten, ebenfalls per Schiff, im Zuge des weltweiten Handels China, Taiwan, Australien, Neuseeland und die Karibik erobert.

Europa ist bislang verschont geblieben. Doch manche Experten schliessen nicht aus, dass die ungeliebten Krabbeltiere bald auch bei uns eine neue Heimat finden. Die fortschreitende globale Klimaerwärmung könnte es nämlich möglich machen, dass die wärmeliebenden Insekten in Gebieten Fuss fassen, die vor allem im Winter bisher noch deutlich zu kühl für sie waren.