Auf einem Markt in Myitkyina, einer Stadt im Norden Myanmars, war ein Bernstein mit Pflanzenresten drin zum Verkauf angeboten. Der chinesische Paläontologe Lida Xing von der Universität für Geowissenschaften in Peking entdeckte ihn letztes Jahr und sein Kennerblick sagte ihm sogleich: «Hier steckt mehr dahinter.»

Zusammen mit Ryan McKellar vom Royal Saskatchewan Museum in Kanada und einem Team von internationalen Forschern untersuchte Xing das aus der mittleren Kreidezeit stammende, rund 36 Millimeter lange und 26 Millimeter hohe Stück Bernstein mittels Computertomografie und Mikroskopie. Die Forscher kamen zum Schluss, dass es sich bei dem im Bernstein eingeschlossenen Material um acht Wirbel vom Schwanz eines Baby-Dinosauriers aus der Gruppe der Coelurosauria handeln müsse – mitsamt am Schwanz angemachten Federn. Die Coelurosauria waren kleine, vogelähnliche Fleischfresser. Zum Zeitpunkt seines Todes vor ungefähr 99 Millionen Jahren hatte das Jungtier die Grösse eines Spatzes. Hätte es weitergelebt, wäre es etwas kleiner als ein Strauss geworden.

Ein Video von «National Geographic» mit mehr Bildern und einer herzigen Rekonstruktion des Coelurosauriers:

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Dino konnte nicht fliegen
«Wir sind uns sicher, dass es ein Dinosaurier ist, weil die Schwanzwirbel nicht miteinander verwachsen sind wie bei modernen Vögeln und ihren nächsten Verwandten. Der Schwanz ist lang und beweglich mit Federn auf allen Seiten», sagt Ryan McKellar in einer Medienmitteilung. Daher müsse es sich um einen Dinosaurier handeln und nicht etwa um einen prähistorischen Vogel.

Die Forscher vermuten, dass der Schwanz oben kastanienbraun gewesen war und auf der Unterseite weiss. Die Federn weisen zwar Federäste auf, haben aber keinen steifen, gut ausgebildeten zentralen Schaft. Sie müssen sich wohl eher flauschig angefühlt haben. Und der Coelurosaurus blieb am Boden, denn Wissenschaftler nehmen an, dass ohne Schaft Fliegen nicht möglich ist.  

Das Team um McKellar und Xing hofft nun, in der Region weitere solche Funde zu machen. «Ich forsche seit zehn Jahren in der Paläontologie und interesiere mich seit über dreissig Jahren für Dinosaurier», sagt Xing zu der amerikanischen Radiosendergruppe NPR. «Aber ich hätte nie gedacht, dass wir so etwas finden. Das ist das Coolste, was mir in meinem Leben passiert ist.»