Diese Geburt hätte dramatischer nicht sein können: Das Dreifingerfaultier-Weibchen sitzt im Baum. Sein Baby schaut schon halb in die Welt heraus. Dann plötzlich flutscht es ganz raus. Die Mutter fängt es nicht auf, es fällt sogleich herunter – baumelt nur noch an der Nabelschnur. Im Video deutlich zu hören sind die erschreckten Rufe der Touristen. Die Faultier-Mutter reagiert aber souverän: Sie greift mit dem Arm das Kleine, hält es gut fest und leckt es dann ab.

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Aufgenommen hat das Video Touristen-Guide Steven Vela, der das Ereignis gegenüber dem «National Geographic» so kommentiert: «Das war unglaublich. Ich werde wahrscheinlich bis zu meinem Tod nie mehr so etwas sehen.»

Eine Faultier-Geburt beobachten zu können, sie in der Tat extrem selten, sagt Rebecca Cliffe, Direktorin der Sloth Conservation Foundation, ebenfalls zum «National Geographic». Dreifingerfaultiere lebten normalerweise sehr heimlich und hoch oben in den Bäumen. Doch auch Cliffe wurde schon Zeugin einer solchen Geburt. Und auch bei dieser Geburt fiel das Baby herunter. Zusätzlich verhedderte sich die Nabelschnur auch noch im Geäst. Doch die Mutter habe das Jungtier aber erfolgreich heraufgeholt, abgeleckt und die Nabelschnur sowie die Plazenta gefressen.

Man wisse nicht, ob dies bei Faultiergeburten immer so sei. Cliffe vermutet aber, dass es häufig vorkomme und keine Probleme verursache – ausser, dass es allfällige Zuschauer nervös mache.

Andere Faultierexperten sind anderer Meinung. Sam Trull von Faultier-Institut in Costa Rica sagt, dass er nicht glaube, dass die Babys oft herunterfallen. Die Faultier-Weibchen hielten normalerweise die Hände unter den Körper. Ausserdem komme die Plazenta ziemlich schnell nach dem Jungen zum Vorschein – der Mutter bleibe also nicht viel Zeit, ihr Kleines hochzuziehen. Dennoch, so räumt er ein, könne es sein, dass Faultiere besonders starke Nabelschnüre haben, damit sie für solche Fälle gerüstet sind.