Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die acht Braunkehlchen-Populationen in sechs Ländern untersuchte. Wie die Schweizerische Vogelwarte, die an der Untersuchung beteiligt war, am Dienstag mitteilte, wollten die Forscher wissen, was für den europaweiten Rückgang des Braunkehlchens verantwortlich ist.

Es gebe drei Möglichkeiten für einen Populationsrückgang: Abwanderung in andere Gebiete, sinkende Überlebensrate oder rückläufiger Bruterfolg. Die Abwanderung falle ausser Betracht, da es in ganz Europa immer weniger Braunkehlchen gebe.

Dank Beringungsdaten konnten die Forschenden Braunkehlchen über mehrere Jahre beobachten und so die Überlebensrate schätzen. Dabei seien sie zum überraschenden Resultat gekommen, dass jene Populationen mit den höchsten Überlebensraten die stärksten Rückgänge aufwiesen.

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Bruten vermäht
Daraus schlossen sie, dass die Bestandesentwicklung wesentlich vom Bruterfolg abhängt und nicht etwa von der Zerstörung des Lebensraums in den afrikanischen Winterquartieren. Dass Braunkehlchen weniger erfolgreich brüten, sei der fortschreitend intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung im Brutgebiet geschuldet.

Als wiesenbrütender Vogel, der sein Nest am Boden baut, leide er darunter, dass Wiesen immer intensiver gedüngt und bewässert werden. Dadurch wachse das Gras schneller, werde immer früher und häufiger geschnitten und die Bruten der Braunkehlchen vermäht.

Zusätzlich mangle es dem Braunkehlchen als reinen Insektenfresser an Nahrung, da die einstigen insektenreichen Blumenwiesen zu Grünflächen umgewandelt würden. Mittelland und Jura seien mittlerweile praktisch verlassen, und auch in den Bergregionen zeichne sich zunehmend eine bedenkliche Entwicklung ab.

In der Schweiz gibt es laut der Vogelwarte noch 5000 bis 7000 Paare des Braunkehlchens. Der Bestand ist als «gefährdet» eingestuft.