Treffender hätten die Forschenden um Rute da Fonseca von der Universität Kopenhagen das Fachjournal für ihre Publikation nicht wählen können: Im Magazin «Gigascience» berichten sie über die Entschlüsselung des Erbguts des rätselhaften Riesenkalmars, der eine Grösse von mehreren Metern erreichen kann.

Gross ist demnach auch das Genom von «Architeuthis dux», so sein wissenschaftlicher Name: Mit 2,7 Milliarden «Buchstaben» oder besser Basenpaaren liegt es bei etwa 90 Prozent der Grösse des menschlichen Genoms.

Das Team, zu denen auch Caroline Albertin vom Marine Biological Laboratory (MBL) in Woods Hole (USA) zählte, analysierte Gruppen von wichtigen, sehr gut erforschten Genen, die bei einer Vielzahl von Tieren bis hin zum Menschen vorkommen. Dabei zog Albertin insbesondere Vergleiche zu vier anderen, bereits entschlüsselten Tintenfisch-Genomen und dem Menschen, wie das MBL am Donnerstag mitteilte.

Nicht durch Genom-Verdopplung so gross
Von einigen wichtigen Entwicklungsgenen, die bei den meisten Tieren vorkommen, fand die Forscherin nur eine einzelne Kopie. Dadurch lässt sich ausschliessen, dass die enorme Grösse des Riesenkalmars von mehreren Metern auf einen alten Trick der Evolution zurückgeht, mit dem Wirbeltiere an Grösse zulegten – nämlich durch die Verdopplung des gesamten Genoms.

Nachdem die Grösse des Riesenkalmars offenbar nicht auf diesen Trick zurückzuführen ist, müsse es andere Mechanismen hinter seiner Grösse geben, schrieb das MBL. Diese sollen durch weitere Analysen des Erbguts zutage kommen.

«Die Erbgutsequenz ist ein erster Schritt, um Fragen über die Biologie dieser seltsamen Tiere zu beantworten», liess sich Albertin zitieren. Zum Beispiel auch wie es dazu kam, dass Cephalopoden, also die Tiergruppe, zu der Kalmar, Oktopus und Nautilus gehören, im Vergleich zu anderen wirbellosen Tieren so grosse Gehirne besitzen.

Schlüssel zu komplexem Gehirn
Bereits bei der Entschlüsselung des Erbguts des Oktopus im Jahr 2015 hatte Albertin darin mehr als 100 Gene aus einer Genfamilie entdeckt, die eine Rolle bei der Vernetzung komplexer Hirnstrukturen spielen, aber bei wirbellosen Tieren in der Regel nicht in diesem Ausmass vorkommen – möglicherweise der Schlüssel zur Frage, wie komplexe Gehirne entstehen konnten. Nun zeigten sich ebenfalls im Genom des Riesenkalmars eine Vielzahl dieser Gene.

Das neu entschlüsselte Erbgut sei ein wichtiger Schritt zu einem besseren Verständnis der Besonderheiten der Cephalopoden, schrieb das MBL – und im weiteren Sinne wie neue Gene in der Evolution entstehen und sich durchsetzen.