Falls Sie noch nie von Cross-River-Gorillas gehört haben, sind Sie nicht alleine. Diese Gorillas sind neben dem Westlichen Flachlandgorilla die zweite Unterart des Westlichen Gorilla. Daneben gibt es noch den Östlichen Gorilla mit dem Östlichen Flachlandgorilla und den Berggorilla als Unterarten. Von all diesen Unterarten ist der Cross-River-Gorilla die seltenste und heimlichste.

Nur gerade 250 bis 300 Cross-River-Gorillas soll es noch geben – und sie leben alle in einer kleinen Region an der Grenze von Nigeria und Kamerun. Zudem sind sie äusserst menschenscheu. Über Jahrzehnte wurden sie verfolgt und haben sich als Folge in die unzugänglichsten Teile ihres Gebiets zurückgezogen.

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Nur selten werden sie gesehen oder fotografiert, auch Kamerafallen-Aufnahmen gelingen selten, wie die Wildlife Conservation Society (WCS) mitteilt. Am besten Nachweisen könne man Cross-River-Gorillas anhand Spuren wie Kot oder verlassenen Schlafnestern. Seit 2012 habe es keine Aufnahmen der Tiere mehr gegeben, heisst es bei der Naturschutzorganisation mit Sitz in New York. Es sei aber auch kein Cross-River-Gorilla mehr gewildert oder tot aufgefunden worden.

Die WCS ist in Nigeria an der Betreuung verschiedener Schutzgebiete beteiligt, darunter eines in den nigerianischen Mbe Mountains, das im Gebiet der Cross-River-Gorillas liegt und 2005 auf Initiative der neun umliegenden Dorfgemeinschaften entstanden ist.

Population erholt sich
Dort gab es nun Ende Juni eine kleine Sensation. Zum ersten Mal gelangen nach Angaben der WCS Kamerafallen-Aufnahmen von gleich einer ganzen Gruppe Cross-River-Gorillas. Und zur grossen Freude der Dorfbewohnerinnen und -bewohner sowie der Naturschützer hatten die Affen mehrere Kinder und Babys dabei. Eines von ihnen wurde von einem Silberrücken getragen (siehe Video oben und Bildergalerie). «Es freut mich sehr, diese wunderbaren Fotos von Cross-River-Gorillas mit so vielen Babys in unserem Wald zu sehen. Es zeigt, dass unsere Schutzbemühungen Früchte tragen», sagt etwa ein Dorfchef gemäss der Mitteilung. Ein weiterer ergänzt: «Das gibt mir Hoffnung, dass unsere Gemeinschaften eines Tages vom Ökotourismus profitieren werden.»

Auch bei der WCS glaubt man, dass sie die Cross-River-Gorillas zur Zeit erholen und sich erfolgreich fortpflanzen. Dennoch sei auch die Arbeit der WCS mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie in Nigeria erschwert worden. Man habe die Patrouillen aber fortführen können. Trotzdem hoffen die Clanchefs auf weitere Unterstützung, um «nachhaltige Alternativen zur Buschfleischjagd und anderen Aktivitäten, die unseren Wald zerstören, zu erhalten.»

In den Mbe Mountains leben weitere stark gefährdete Tierarten wie der Nigeria-Kamerun-Schimpanse, eine Unterart des Schimpansen, der Drill, ein seltener Verwandter des Mandrills und der Waldelefant.