Da warens plötzlich neun: So viele Schlangenarten leben in der Schweiz, seit vor drei Jahren eine neue hinzugekommen ist. Damals berichtete «Tierwelt online» über die Entdeckungen rund um die Barren-Ringelnatter. Forschende hatten durch Untersuchungen des Erbguts herausgefunden, dass es sich bei ihr nicht um eine Unterart der Ringelnatter handelt, sondern um eine eigene Art. Sie tauften diese auf den Namen Natrix helvetica.

Sie ist in der Schweiz weitaus verbreiteter als die Ringelnatter (Natrix natrix). Für den Laien sind die beiden Arten allerdings kaum zu unterscheiden, die nicht nur ähnlich leben, sondern deren Bestand allgemein bedroht ist. Grund dafür ist die Zerstörung der Lebensräume wie Auen, Uferbreiche von Bächen und Flüssen sowie Seeufer.

Um diese Habitate zu erhalten, hatte die Umweltorganisation Pro Natura bereits 2015, als die Ringelnatter das Tier des Jahres war, zur Schaffung neuer Tümpel und amphibienreicher Gewässer aufgerufen. Seither sind zwar neue Gebiete entstanden, was eine gewisse Erholung des Bestandes mit sich gebracht haben dürfte. Doch Natrix helvetica und Natrix natrix sind bis heute auf der roten Liste der gefährdeten Arten. 

Zuhause sind sie in Feuchtgebieten. An den Gestaden von Tümpeln, Seen und Flüssen findet die ungiftige Wasserschlange Nahrung: Molche, Fische und Frösche stehen zuoberst auf ihrem Speisezettel. Bei der Jagd hilft ihr die Tatsache, dass sie gut schwimmen und tauchen kann.

Die Zeichnung erlaubt eine Unterscheidung der Tiere
Die Zeichnung am Hinterkopf ist das Erkennungszeichen der Ringelnatter-Arten. Dort besitzen sie zwei gelbe beziehungsweise gelbweisse Flecken in der Form eines Halbmondes. Die Nackenflecken erlauben geübten Beobachtern denn auch die Unterscheidung zwischen Natrix natrix und Natrix helvetica: Bei letzterer findet man einen deutlich grösseren dunklen Bereich hinter den grauen und allenfalls blassen Nackenflecken. 

Doku über Ringelnattern

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Gemeinsam ist allen Ringelnattern die runde Pupille, die vor allem in Mitteleuropa typisch ist für ungiftige Schlangen. Alle Arten haben zudem grosse Kopfschilder und gekielte Schuppen. 

Entdeckt man unterwegs eine Ringelnatter, fällt zuerst die Farbe des mitunter bis zu zwei Meter langen Tiers auf. Das Spektrum reicht von Hellgrau bis Dunkelgrau, das einen Verlauf bis ins Schwarze aufweisen kann. Es gibt auch ganz schwarze Schlangen: Sie kommen vor allem im Alpenraum vor. Bei diesen melanistischen – der Begriff steht für die Schwarz-Färbung durch Pigmente – Exemplaren fehlen die typischen Flecken am Hinterkopf, wodurch sie leicht mit schwarz gefärbten Kreuzottern verwechselt werden (lesen Sie hier mehr zu den Giftschlangen der Schweiz). 

Aktiv sind Ringelnattern zwischen März und Ende Oktober. Bei den milden Temperaturen, die in den letzten Jahren oft bis November oder sogar Dezember herrschen, dehnt sich diese Periode aus. Sobald allerdings die Kälte kommt, suchen die wärmeliebenden Reptilien ihre Winterquartiere auf, an denen sie sich mit anderen Artgenossen gerne in Knäueln niederlassen. Am wohlsten fühlen sie sich in Erdlöchern und Spalten. Diese müssen frostfrei und möglichst weit vom Wasser entfernt liegen. Aber auch Komposthaufen sind begehrte Orte, um die kalte Jahreszeit zu verbringen. 

Der Frühsommer ist die Zeit der Paarung
Wenn es im nächsten Frühling wieder warm wird, erwachen die Schlangen aus ihrer Winterstarre. Nach einer Sonnenperiode, in welcher sie nicht sonderlich aktiv sind, kommt es zwischen Mitte April und Anfang Juni zur Paarung. Die Weibchen legen zwischen zehn und 30 Eier, wobei die Ablageplätze weit auseinander liegen können: Beträchtliche Distanzen von bis zu sieben Kilometern sind keine Seltenheit. Die rund 15 Zentimeter langen Jungtiere bleistiftdick, wenn sie im September aus den Eiern schlüpfen. 

Es wird drei bis vier Jahre dauern, bis auch sie geschlechtsreif sind – sofern sie nicht einem ihrer zahlreichen Feinde zum Opfer fallen: Iltis, Hecht, Fuchs, Graureiher, Weiss- und Schwarzstorch gehören ebenso dazu wie die Hauskatzen. Die wohl grösste Bedrohung allerdings geht von den Menschen aus: vom Strassenverkehr und vom Zubetonieren der Lebensräume.