«Eine beeindruckende Leistung, bedenkt man, dass dafür anspruchsvolle visuelle Erkennungsfähigkeiten nötig sind», urteilten Forscher, die testen wollten, ob wirklich nur Primaten mit einem relativ grossen Gehirn zu einer solchen Leistung fähig sind. Sie machten sich eine Eigenart der tropischen Art zunutze, wie sie im Fachjournal «Scientific Reports» berichten.

Gefleckte Schützenfische (Toxotes chatareus) erbeuten Insekten, indem sie sie mit einem gezielten Wasserstrahl von Ästen «schiessen», die über dem Wasser hängen. Die Forscher aus Oxford und aus Australien trainierten einige Schützenfische zunächst, auf ein bestimmtes Bild von einem Gesicht zu zielen, wie sie berichten. Sie montierten dafür einen Computermonitor über einem Aquarium, der Bilder anzeigte - mit wasserdichtem Display.

Hohe Trefferquote
Anschliessend zeigten sie auf dem Monitor 44 verschiedene Gesichter. Die Fische zielten fast immer auf das bekannte Bild. «Die Treffgenauigkeit war sehr hoch, sie lag bei 81 Prozent», berichtete Hauptautorin Cait Newport von der zoologischen Fakultät Oxford. Die Fische trafen sogar in 86 Prozent der Fälle richtig, wenn Merkmale wie Helligkeit oder Farbe in allen Bildern gleich waren.

«Die Erkennung von Gesichtern ist erstaunlich schwierig, wenn man bedenkt, dass sie alle im Prinzip gleich sind; zwei Augen über einer Nase und einem Mund», so Newport. «Man muss also subtile Unterschiede erkennen können.»

Kein komplexes Gehirn nötig
Nach Angaben der Autoren nutzen Menschen ein eigenes Hirnsegment für die Erkennung von Gesichtern. Fische haben dieses Segment gar nicht. «Dass Schützenfische diese Aufgabe erlernen können, legt nahe, dass zur Erkennung menschlicher Gesichter kein kompliziertes Gehirn notwendig ist», erklärte Newport.

Einige Vogelarten können ebenfalls Gesichter unterscheiden. Sie haben aber bestimmte Gehirnstrukturen dafür, die Fische nicht besitzen.