Biologen der Universität Lausanne um Brian Hollis und Tadeusz Kawecki brachten drei Populationen von Fruchtfliegen-Männchen (Drosophila melanogaster) immer paarweise mit Weibchen in Gläsern zusammen, so dass sie sich ohne Nebenbuhler paaren konnten. Bei drei anderen Populationen konkurrierten die Männchen immer mit Artgenossen um die Weibchen. Nach mehr als 100 Generationen verglichen die Forscher das Paarungsverhalten beider Gruppen.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift «Proceedings of the Royal Society B». Fruchtfliegen, die keine Konkurrenz gewohnt waren, paarten sich viel häufiger mit Weibchen, die nicht empfangsbereit waren. Tiere aus der Konkurrenz-Gruppe steuerten dagegen meist zielstrebig die empfangsbereiten Weibchen an. Dadurch hatten sie mehr Nachkommen. Die komplexe Situation habe jene Fliegen, die keine Konkurrenz gewohnt waren, überfordert, schreiben die Forscher.

In einem weiteren Experiment zeigten sie, dass das Paarungsverhalten der Fruchtfliegen beider Gruppen in Situationen ohne Konkurrenz gleich war. Auch die Bewegungsaktivität und andere Verhaltensmerkmale unterschieden sich nicht.

Schocksituationen meiden
Im nächsten Teil testeten Hollis und Kawecki die Lernfähigkeit beider Gruppen. Dazu setzten sie die Fruchtfliegen nacheinander zwei verschiedenen Düften aus. Der eine Geruch war mit einem Schock verknüpft: Der Glasbehälter mit den Tieren wurde geschüttelt.

Später konnten die Insekten an einer T-Kreuzung zwischen beiden Düften wählen. Die Fliegen aus der Konkurrentengruppe entschieden sich deutlich häufiger gegen den Duft, der mit Schütteln einherging. Sie hätten besser gelernt, die Schocksituation zu vermeiden, folgern die Forscher.

Denselben Test unterzogen die Forscher auch die Weibchen. Jene aus der konkurrenzlosen Gruppe schnitten dabei sogar etwas besser ab als die Weibchen, die Konkurrenz gewohnt waren. Dass die Weibchen im Gegensatz zu den Männchen nicht an Hirnleistung einbüssten, erklären die Wissenschaftler so: Nach der konkurrenzlosen Befruchtung mussten sie ihren Eiablageplatz mit 50 anderen Weibchen teilen, so dass sie dort einer Konkurrenzsituation ausgesetzt waren.