Die zwei häufigen Flohkrebsarten Gammarus pulex und Hyalella azteca wandeln Diclofenac in Diclofenac-Methyl-Ester um, wie eine kürzlich im Fachmagazin «Environmental Science & Technology» veröffentlichte Studie des Wasserforschungsinstituts Eawag zeigt. Dieser Stoff ist nicht nur toxischer als das Ausgangsprodukt: Da er schlecht wasserlöslich ist und daher weniger leicht ausgeschieden wird, reichert er sich in Lebewesen an. «Deshalb halte ich den Stoff für potentiell gefährlicher als Diclofenac», sagt Juliane Hollender, die Leiterin der Eawag-Abteilung Umweltchemie.

Laut Hollender trat diese Art der chemischen Umwandlung unerwartet auf und sollte auch bei toxikologischen Risikoabschätzungen für andere Substanzen berücksichtigt werden. Denn nach ersten Untersuchungen geschieht diese Biotransformation auch in höheren Lebewesen wie Fisch und Mensch.

Doch Rettung naht, wie es in der Eawag-Mitteilung heisst: In der Schweiz werden momentan gut hundert Abwasserreinigungsanlagen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgerüstet, um Mikroverunreinigungen effektiv zu entfernen. «Nach dieser zusätzlichen Elimination taucht Diclofenac in den Gewässern nicht mehr in erhöhten Konzentrationen auf», verspricht Hollender.

Das Schmerzmittel Diclofenac war, weil es Nutztieren verabreicht wurde, verantwortlich für ein massives Geiersterben in Indien in den 1990ern und frühen 2000ern. Frühere Studien der Eawag zeigten ausserdem, dass Diclofenac schädlich auf Leber, Nieren und Kiemen wirkt.