Gross oder klein?
Frösche stellen Forscher vor Rätsel
Grasfrösche entwickeln sich in der Natur völlig anders als unter Laborbedingungen. Die Umwelt scheint nur eingeschränkt für die grossen Unterschiede innerhalb der Art verantwortlich zu sein, haben Forscher herausgefunden.
Der Grasfrosch ist in der Schweiz der häufigste Froschlurch. Und auch in Deutschland ist er weit verbreitet. In fast jedem grösseren Tümpel fühlt er sich wohl. Zu behaupten, er wäre von der Wissenschaft nicht genügend erforscht, wäre ebenfalls falsch. Umso überraschender sind nun die Erkenntnisse eines Deutschen Forscherteams, das zugeben muss, eben doch nicht so viel über den Grasfrosch zu wissen.
Im Labor wurde zigmal getestet, wie sich Grasfrösche unter unterschiedlichen Umweltbedingungen fortpflanzen und – vor allem – entwickeln. Dabei wurden allerdings meist nur wenige Faktoren variiert, etwa die Wassertemperatur oder der Sauerstoffgehalt eines Teichs.
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Grössenunterschied: Zwei gleichaltrige Grasfrösche aus benachbarten Teichen. Bild: © 2014 Grözinger et al. |
Zehnmal schwerer als Gleichaltrige
Forscher des Museums für Naturkunde Berlin haben sich nun mit Kollegen aus Bayreuth und Würzburg ins Feld gewagt und die Amphibien über lange Zeit in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet und analysiert. Sie waren ganz schön überrascht von den enormen Unterschieden in Grösse, Gewicht und der Zeit vom Schlupf der Kaulquappen bis zur Metamorphose. Noch überraschender: Jungfrösche aus demselben Teich wogen bis zu zehnmal mehr als gleichaltrige Artgenossen.
In ihrer Studie, die im Fachjournal «PLOS ONE» veröffentlicht ist, schliessen sie aus ihren Resultaten, dass die Umwelt nur eingeschränkt für die Unterschiede in der Entwicklung der Frösche verantwortlich ist. Ganz offensichtlich gebe es eine «grosse Breite an unterschiedlichen Reaktionsmöglichkeiten an unterschiedliche Bedingungen».
Da die Wissenschaftler auch keine sich wiederholenden Muster fanden, also beispielsweise Tümpel, aus denen immer grosse oder immer kleine Grasfrösche abwanderten, sehen sie noch viel Arbeit vor sich. So sollen weitere Untersuchungen klären, ob kleine und grosse Jungfrösche völlig unterschiedliche Strategien verfolgen und wie diese grosse «individuelle Variabilität» zustande kommt.
Originalpublikation:
GRÖZINGER, F., J. THEIN, H. FELDHAAR & M.-O. RÖDEL (2014): Giants, dwarfs and the environment – metamorphic trait plasticity in the Common Frog. – PLoS ONE, 9(3): e89982.
doi:10.1371/journal.pone.0089982
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