Watvögel wie Schnepfen erkennt man an ihren charakteristischen langen Beinen und Schnäbeln. Diese brauchen sie, um im flachen Wasser oder Schlick nach kleinen Tieren zu stochern, die ihnen als Nahrung dienen. Viele von ihnen brüten im hohen Norden, beispielsweise in den grossen Feuchtgebieten der Tundra.

Auf dem Zug kommen sie aber auch in der Schweiz vorbei – und zwar zu mehreren Tausenden jeden Frühling und jeden Herbst. Dabei sind sie auf Rastplätze angewiesen, auf denen sie fressen und sich erholen können. Feuchtgebiete wurden aber hierzulande vielerorts trockengelegt und sind selten geworden. Das zeigt sich auch darin, dass Watvögel – auch Limikolen genannt – bei uns zu den gefährdetsten Brutvögel gehören. Der Flussregenpfeifer und der Flussuferläufer stehen als «stark gefährdet» auf der Roten Liste, die Bekassine und der Grosse Brachvogel gelten als ausgestorben. Einzig der Kiebitz befindet sich – dank aufäwndiger Förderungsprojekte – wieder etwas im Aufwind.

Um den Watvögeln auf dem Zug beizustehen bieten ihnen Landwirte aus dem Raum Yverdon-les-Bains VD in Zusammenarbeit mit Vogelschützern und Stadtbehörden seit 2015 einen Rastplatz in Form von geflutetem Ackerland an. Auch dieses Jahr wurden im August wieder fünf Hektaren geflutet.

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Wie die Vogelwarte Sempach mitteilt, sei die Fläche der beliebteste Rastplatz für Limikolen in der Schweiz. Täglich rasteten hier bis zu 120 Exemplare aus 20 verschiedenen Arten. darunter auch Seltenheiten wie der Sichelstrandläufer. Diese Art legt in Yverdon einen Zwischenstopp ein, um von ihren Brutgebieten in der russischen Arktis in das über 4000 Kilometer entfernte tropische Winterquartier in Westafrika zu fliegen.

Neben den Vogelzählungen werden auch Untersuchungen zu den Auswirkungen auf die Böden durchgeführt, schreibt die Vogelwarte weiter. Die Projektdauer sei aber noch zu kurz, um eine mögliche Erhöhung der Fruchtbarkeit der Böden durch die temporäre Überflutung festzustellen. «Dies wäre ein willkommener Nebeneffekt des Projekts. Denn dann würden alle profitieren – die Landwirte in Yverdon und die Zugvögel aus der Arktis», heisst es bei der Vogelwarte.