An keiner Vogelgruppe scheiden sich wohl derart die Geister wie an den Rabenvögeln. Während viele Stadtbewohner und Landwirtinnen sie als Plage empfinden – die einen wegen des Lärms, die andern wegen des Wegfressens von Saatgut –, erfreuen sich Vogelkundler an ihrer Eleganz und bewundern ihre ausserordentliche Intelligenz. Abergläubische Zeitgenossen fürchten die Raben und Krähen als Unglücksboten, wieder andere dagegen verehren sie genau wegen ihrer angeblichen Verbindungen ins Reich der Toten und andere Welten.

Trotzdem: Die Krähenfreunde sind wahrscheinlich nach wie vor in der Unterzahl. Raben, Krähen und Elstern werden zwar nicht mehr so gnadenlos verfolgt wie früher, trotzdem stören sich viele Anwohner vor allem in den Städten an den stetig zunehmenden Beständen und dem Lärm, den sie teilweise verursachen. Rabenvögel sind zwar Singvögel, als «Gesang» kann man ihr Krächzen aber beim besten Willen nicht bezeichnen.

Gegen den schlechten Ruf der Rabenvögel will deshalb das vor kurzem lancierte Projekt CORVO ankämpfen. Mit verschiedenen Aktionen rund um das Informationszentrum Eichholz in Wabern BE soll ab Frühling 2020 auf die zu Unrecht verschrieenen Tiere aufmerksam gemacht werden. Die anpassungsfähigen Vögel gehören nämlich zu den schlausten des Tierreichs. Ausserdem haben sie ein komplexes Sozialleben, bilden Freundschaften und Allianzen. Thematisieren sollen dies verschiedene Themenwege, eine Bildergeschichte für Kinder und eine Ausstellung im Infozentrum. Ob deren geplante Eröffnung am 25. April stattfinden kann, ist noch ungewiss. «Das hängt vom Entscheid des Bundesrats ab», sagt Nicolas Dussex, Geschäftsführer des Infozentrums Eichholz.

Was man aber jetzt schon kann, ist, einer Familie von Saatkrähen ins Nest zu blicken und bei der Aufzucht ihrer Jungen zuzuschauen. Dafür wurde eine Webcam installiert, laut den Projektverantwortlichen die schweizweit einzige Krähen-Cam. Vier Eier hat das Weibchen schon gelegt. Aktuell werden diese ausgebrütet. Hier geht es zur Webcam.

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Zum Projekt gehört auch ein neu gebauter Aussichtsturm beim Infozentrum. Dieser ist aber wie das Zentrum selbst momentan nicht zugänglich. «Die Begehung des Turms ist davon abhängig, wann wir den Betrieb wieder aufnehmen können», sagt Dussex.

Er wird es möglich machen, zahlreiche Vogelarten zu beobachten – darunter vor allem auch die Wasservogelwelt, wie Dussex erklärt. Der eine oder andere Rabenvogel wird sicher auch immer mal wieder vorbeischauen. Das Saatkrähen-Nest mit der Webcam sieht man vom Turm aus aber nicht. Es befindet an einem anderen Standort.