Punkte sind die neuen Streifen – zumindest wenn es nach diesem einen Zebrababy geht, das vor ungefähr zwei Wochen im Schutzgebiet der Masai Mara in Kenia das Licht der Welt erblickte. Es gleicht seinen Artgenossen nämlich so gar nicht. Während die andern Steppenzebras seiner Herde alle im zeitlos-schicken schwarz-weissen Streifenmuster durch die Serengeti stolzieren, hat dieses Fohlen ein mehrheitlich schwarzbraunes Fell mit kecken weissen Punkten. Noch dazu fehlt ihm die Schwanzquaste.  

Entdeckt hat diese ungewöhnliche Laune der Natur der Massai-Naturführer Antony Tira, der dem Rösslein auch gleich seinen Namen gab. Ebenfalls zur Stelle war der australische Fotograf Frank Liu, dessen Fotos von Tira nun für Furore sorgen.  

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Experten gehen davon aus, dass Tira mit einer Form von Melanismus geboren wurde, es ist durch eine abnormale Produktion des Pigments Melanin also übermässig dunkel gefärbt. Melanismus kennt man auch von anderen Tieren. So kommt beispielsweise bei Leoparden immer mal wieder statt eines gepunkteten Kätzchens ein komplett schwarzer Panther zur Welt. Auch bei der einheimischen Kreuzotter gibt es eine schwarze Farbvariante. Eine solche Schlange nennt der Volksmund dann «Höllenotter».   

Melanin wird in eigens dafür spezialisierten Zellen produziert. Bei Zebras sind diese Zellen auf der ganzen Haut verteilt. Die Haut unter dem Fell der Tiere ist nämlich überall schwarz, auch unter den weissen Streifen. Im Fall von Tira, so berichtet der «National Geographic», gehen Biologen davon aus, dass die Melanin-produzierenden Zellen korrekt in der Haut vorhanden sind, aber das Streifenmuster nicht richtig ausbilden. Dieses entsteht laut Forschern durch die Unterdrückung von Melanin an bestimmten Stellen – die Grundfarbe eines Zebras ist demnach schwarz. 

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 Für Tira verheisst diese ungewöhnliche Färbung leider nicht unbedingt viel Gutes. Da es aus der Zebraherde so hervorsticht, ist es für Räuber leichtere Beute. Sie habe einige Fotos von Zebras mit diesem Muster gesehen, sagt die Biologin und Zebra-Expertin Ren Larison im «National Geographic». «Aber nur in einem einzigen war das abgebildete Zebra schon ausgewachsen.»  

Bei Zebras gibt es übrigens auch den umgekehrten Fall. Es werden immer wieder auch Tiere beobachtet, die ungewöhnlich hell sind. Bei ihnen liegt auch eine Störung in der Pigmentproduktion vor – sie produzieren anstatt zu viel Melanin zu wenig oder gar keins. Auch dieses Phänomen sieht man oft im Tierreich. Ganz weisse Tiere sind dabei entweder Albinos oder haben eine Form von Leuzismus.

Im Dezember 2017 gelangen diese Aufnahmen eines hellen Zebras (Video: National Geographic):

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