An verschiedenen Stränden auf einer Küstenlänge von 25 Kilometern nahe der Südspitze Indiens sind über 80 Kurzflossen-Grindwale gefunden worden. Dies sagte M. Ravi Kumar, ein ranghoher Beamter des Distrikts Thoothukudi (Tuticorin) im Bundesstaat Tamil Nadu. Die ersten Tiere landeten bereits am Montag auf dem Sand.

Fischer, lokale Beamte und Wildhüter des maritimen Nationalparks Golf von Munnar hielten die ganze Nacht Wache, um die Wale nach Möglichkeit zurück in tieferes Wasser zu ziehen. Doch viele der Tiere strandeten erneut, nach offiziellen Angaben vom Dienstag waren bereits 45 Wale gestorben.

Sechs Meter lange Delfine
Solche Unglücke passieren zum Beispiel, wenn die natürliche Echoortung der Tiere durch Unterwasserlärm gestört wird oder wenn die ganze Herde einem verletzten Tier an die Küste folgt. Zuletzt sind in diesem Distrikt 1973 so viele Wale gestrandet.

Kurzflossen-Grindwale, auch bekannt als Indische Grindwale, sind Meeresdelfine. Sie können mehr als sechs Meter lang und fast vier Tonnen schwer werden. Sie gehören zu den Arten, die vergleichsweise oft stranden. In der Internationalen Roten Liste ist kein konkreter Gefährdungsstatus für diese Art angegeben, da es an Daten mangelt – es ist nicht klar, ob es sich wirklich um eine Art handelt, oder ob die Kurzflossen-Grindwale vielleicht in zwei oder mehr Arten aufgeteilt werden müssten. Fischerei und Unterwasserlärm könnten den Bestand stark schrumpfen lassen.

Fünf tote Pottwale in Holland
Am Dienstag sind auch in der Brandung der Südspitze der niederländischen Wattenmeer-Insel Texel Wale entdeckt worden. Die fünf Pottwale sind inzwischen verendet. Experten sollten nun die Todesursache der Tiere untersuchen, teilte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Den Haag mit. Eine Rettungsaktion, die von dem Ministerium koordiniert worden war, wurde in der Nacht auf Mittwoch wegen schlechten Wetters gestoppt. Zudem kamen drei Pottwale an der Küste des deutschen Bundeslandes Schleswig-Holsteinum Leben und bereits am Freitag waren zwei Wale auf der ostfriesischen Insel Wangerooge gestrandet.

Es sei anzunehmen, dass die Tiere auf ihrer Wanderroute versehentlich in die Nordsee gekommen seien, sagte die Leiterin des deutschen Büsumer Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Ursula Siebert, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. «Bisher müssen wir davon ausgehen, dass das ein Phänomen ist, das seit vielenhundert Jahren auf der Wanderroute der Pottwale stattfindet.»

Dokumentiert seien Strandungen seit dem 16. Jahrhundert. «Bisher haben wir keine direkten Hinweise, dass ein bestimmter, einzelner Einfluss dazu geführt hat, dass die Tiere in die Nordsee kommen und stranden», erklärte die Forscherin. Die flachen Gewässer im Bereich des Wattenmeers würden zu einer Art Falle. Gestrandete Tiere zu retten, sei extrem schwierig.