Einen ausgewachsenen Krieg provozieren, nur um ein paar persönliche Vorteile zu erlangen, das gibt es nicht nur bei uns Menschen, sondern auch im Tierreich. Genauer gesagt: in Afrika, bei den Zebramangusten, kleinen Raubtieren, die aussehen wie eine Kreuzung aus einem Marder und einem Erdmännchen. Die kleinen Räuber mit den ausserordentlich scharfen Zähnen sind südlich der Sahara zu Hause und ernähren sich von Käfern, Tausendfüssern und anderen Kleintieren. Zebramangusten leben in Gruppen von 10 bis 30 Tieren und verfügen über ein ausgeprägtes Sozialleben.

Während innerhalb der Clans Harmonie vorherrscht, kommt es zwischen benachbarten Zebramangusten-Gruppen immer wieder zu Konflikten. Diese regelrechten Kriege werden mit hoher Aggressivität geführt und können durchaus mal tödlich für einige Tiere enden.

Wissenschaftler der Universität Cambridge haben vor einiger Zeit beobachtet, dass es oft die Zebramangusten-Weibchen sind, die solche Kriege anzetteln. Und das hat einen guten Grund: In der empfängnisbereiten Zeit werden die Weibchen einer Zebramangusten-Gruppe nämlich sehr streng von ihren Männchen bewacht: Schliesslich wollen die Herren der Schöpfung ja ihre eigenen Gene weitergeben und um jeden Preis verhindern, dass da ein schnöder Konkurrent zum Zug kommt. Deshalb ist fremdgehen für ein Zebramangusten-Weibchen fast unmöglich.

Fremdgehen gibt mehr Nachwuchs
Aber nur fast. Nach Beobachtungen der englischen Forscher haben die Weibchen nämlich doch einen Weg gefunden, um ihre Bewacher abzuschütteln: Sie zetteln einfach einen Krieg mit dem Nachbarsclan an. Ein dominantes Weibchen führt die eigene Gruppe in das Gebiet der rivalisierenden Nachbarsgruppe, was unweigerlich zu den bereits erwähnten Kämpfen führt, bei denen, laut den Wissenschaftlern fast nur Männchen sterben.

Genau dann ist die Zeit der Weibchen gekommen: Sie nutzen die Gunst der Stunde, während ihre Männchen in heftige Kämpfe verwickelt sind, um sich mit Männchen der fremden Gruppe zu paaren. Das lohnt sich für die Weibchen durchaus – zumindest was die Reproduktivität betrifft. Genanalysen zeigen nämlich, dass Weibchen, die oft  fremdgehen, deutlich mehr Nachwuchs aufzuweisen hatten, als Weibchen, die auf derartige Abenteuer verzichteten.

Apropos empfängnisbereit: Die Zwergmangusten-Weibchen einer Familie bringen verblüffenderweise ihre Jungen alle zeitgleich zur Welt. Dieses erstaunliche Verhalten dient dem Schutz der Jungtiere. Wenn alle Mangusten-Weibchen nämlich ihre Jungen mehr oder weniger zeitgleich zur Welt bringen, wird es sehr schwierig, die Jungtiere ihren jeweiligen Müttern zuzuordnen. Und das ist ein grosser Vorteil für junge Zebramangusten-Mütter.

Denn ältere, dominante Weibchen töten ganz gezielt die Jungen niederrangiger Weibchen, damit nur die eigenen Kinder in den Genuss einer Vorzugsbehandlung kommen können. Wenn der unterirdische Bau der Tiere aber von Jungtieren nur so wimmelt, verlieren die dominanten Weibchen schnell mal den Überblick und verzichten dann auf das Töten. Sie wollen schliesslich nicht riskieren, den eigenen Nachwuchs umzubringen. Wie die Mangusten diese Synchronisation ihres Gebärverhaltens abstimmen, ist noch nicht vollständig erforscht.

Zebramangusten machen Warzenschwein-Wellness

[IMG 2]

Willkommen im Warzenschwein-Spa
Eine weitere erstaunliche Eigenschaft von Zebramangusten ist ihre Fähigkeit, eine Symbiose mit anderen Säugetieren einzugehen. Und zwar ausgerechnet mit Warzenschweinen – alles andere als eine alltägliche Kombination, ist doch eine Symbiose zwischen zwei hoch entwickelten Säugetieren im Tierreich nicht gerade häufig.

Das Ganze hat damit zu tun, dass Warzenschweine oft ganz massiv von blutsaugenden Zecken gepiesackt werden. Aber die Tiere mit den mächtigen Hauern wissen sich zu helfen. So hat ein österreichisch-englisches Forscherteam in Uganda beobachtet, dass sich Warzenschweine ganz gezielt benachbarten Zebramangusten-Familien nähern und sich dann in unmittelbarer Nähe der kleinen Raubtiere auf die Seite legen.

Das ist ganz offensichtlich das Kommando für die Zebramangusten, auf die Warzenschweine zu klettern und diese von ihren Zecken zu befreien. Die kleinen Mangusten lassen sich nicht zweimal bitten; sie packen die fiesen kleinen Blutsauger einen nach dem anderen mit ihren spitzen Zähnen und futtern sie auf. Ein Win-win-Geschäft: Die Warzenschweine werden ruck-zuck ihre Parasiten los und die Zebramangusten können sich den Bauch mit hochwertigem Eiweiss vollschlagen.