Ein Tauchroboter filmt mit einer Kamera den Meeresgrund. Plötzlich hört man die Forscher, die ihn bedienen erstaunt aufrufen. Dann Freudenrufe. Ein herziges kleines Kerlchen mit grossen Augen blickt in die Kamera. Die Wissenschaftler sind entzückt. «Die Augen sehen aus wie aufgemalt», stellt eine Forscherin im Video lachend fest. «Er sieht so unecht aus», meint eine Andere, «als ob ein Kind sein Spielzeug ins Wasser fallen lassen hat.» «Irgendwie macht er mir auch ein bisschen Angst», sagt die Erste und lacht. Das bestätigt ein männlicher Kollege: «Er sieht aus wie Davy Jones.» Gemeint ist der Bösewicht aus «Fluch der Karibik» mit den Tentakeln im Gesicht. Allgemeines Gelächter. Der Kleine bezaubert die Forscher.

Auf was sind die Forscher, die auf der «E/V Nautilus» die Ozeane erkunden da gestossen? Bei dem kleinen Tierchen handelt es sich um ein Exemplar der Art Rossia pacifica. Inklusive Armen wird die Art maximal elf Zentimeter lang. Verbreitet ist sie im Nordpazifik von Japan und Korea bis Kalifornien und der amerikanischen Westküste. Dort wurde letzte Woche auch die Filmaufnahme gemacht – in einer Tiefe von 900 Metern.  

Tintenfisch kümmert's nicht
Rossia pacifica
gehört zu der Familie der Zwergtintenfische, die eng mit den Sepien verwandt ist. Sepien heissen auf English «cuttlefish», was die Forscher zu einem Wortspiel verleitet: Sie bezeichnen den kleinen Tintenfisch als «cuddlefisch» – auf deutsch «Kuschelfisch». 

Stoisch sitzt das Tintenfischen auf dem Meeresgrund und bewegt sich nicht, obwohl die Forscher im zurufen: «Mach etwas! Wir wollen dich schwimmen sehen.» Dem Tintenfisch könnte das nicht egaler sein – er rührt sich auch weiterhin nicht vom Fleck.

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