In der Vogelpflegestation der Schweizerischen Vogelwarte herrscht momentan Hochbetrieb. Täglich werden zahlreiche scheinbar verwaiste Jungvögel eingeliefert. Diese gut gemeinte Hilfe ist aber in den meisten Fällen gar nicht nötig. Im Gegenteil: Oft führt sie dazu, dass gesunde Jungvögel von ihren Eltern getrennt werden, wie die Vogelwarte mitteilt.

Ein Jungvogel ist meist nur scheinbar verlassen und hilflos. Er wird auch nach dem Verlassen des Nestes von seinen Eltern weiter gefüttert und betreut. Daher gilt: Jungvögel dort lassen, wo sie sind! «Zwar geht es den Jungen bei uns gut, und sie können in Ruhe heranwachsen. Wir können ihnen aber nicht alles beibringen, was sie von ihren Eltern lernen würden», sagt Vreni Mattmann, Tierpflegerin an der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. «Dies könnte sich später negativ auf ihre Überlebenschancen auswirken.»

Von der Strasse darf man den Jungvogel wegbringen
Einschreiten soll man nur, wenn sich ein Vogel in unmittelbarer Gefahr befindet. Sitzt eine junge Amsel auf der Strasse, so kann man sie – auch mit blossen Händen – aufheben und ins nächste Gebüsch tragen. Danach werden die Altvögel sie weiter füttern. Ist der Jungvogel verletzt oder wird er von den Eltern während einer Stunde nicht mehr gefüttert, bringt man ihn am besten in die nächstgelegene Pflegestation. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach vermittelt gerne die entsprechende Adresse.

Verletzte und kranke Vögel sowie verlassene Jungvögel gehören in die Hände von Fachleuten. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach betreibt eine eigene Pflegestation. Diese kann erreicht werden unter Tel. 041 462 97 00 oder 041 462 97 49 (Mo-Fr 8-12 Uhr und 14-17 Uhr); an Wochenenden und Feiertagen ist ein Pikettdienst organisiert.