Affen. Sie sind einfach überall, an jeder Ecke, wo man nur hinschaut. Eine Mutter mit einem Jungen an der Brust huscht gerade an einer Gruppe Touristen vorbei, die versucht das herzige Bild mit der Fotokamera festzuhalten. Wir befinden uns im «Monkey Forest», im Affenwald in der Künstlerstadt Ubud auf der Insel Bali. Die Stadt liegt in der Mitte der indonesischen Götterinsel und ist umgeben von wunderschönen Reisterrassen. 

Den «Monkey Forest» erreicht man am Ende einer langen Marktstrasse. Links und rechts reihen sich an Ständen Töpfe, Figuren und Schalen aus Holz und Verkäufer versuchen einen ständig anzulocken. Am Eingang des Affenwaldes thronen riesige Baumkronen und Statuen. Der «Monkey Forest» wird auch als der heilige Affenwald bezeichnet. Er gilt als einer von Balis heiligsten Orten und ist neun Hektaren gross. Im Affenwald gibt es drei hinduistische Tempel; alle stammen aus dem 14. Jahrhundert. Der «Pura Dalem Agung» ist der Haupttempel und befindet sich im südwestlichen Teil des Waldes. Er wird von Statuen mit furchterregenden Gesichtern und von vielen Affen bewacht. 

Nachkommen eines Gottes
Es handelt sich um Javaneraffen, auch Langschwanzmakaken genannt. Besonders auffällig ist ihr Schwanz, der bis zu 65 Zentimeter lang werden kann. Weibchen und Männchen tragen Backenbärte und an ihren Lidern ist oft eine weisse Zeichnung zu erkennen. Im Affenwald leben laut Touristeninformationen rund 600 Affen in fünf verschiedenen Gruppen, davon sind über die Hälfte Jungtiere. Die Gruppen untereinander vertragen sich nicht gut. Kämpfe gibt es vor allem dann, wenn sie sich im gleichen Gebiet des Waldes aufhalten. 

Die Anreise

Mindestens 16 Stunden dauert der Flug von Zürich nach Denpasar, der Hauptstadt von Bali, eine der vielen Inseln Indonesiens. Der Affenwald liegt in Ubud, 30 Kilometer nördlich vom Flughafen. Die Stadt ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bemos) oder mit privaten «Fahrern» zu erreichen. In der Hochsaison ist der Wald richtiggehend mit Touristen überfüllt. Ideale Reisezeit ist daher September, wenn die grossen Sommerferien vorbei sind und die Regenzeit noch nicht eingesetzt hat. Der «Monkey Forest» ist jeden Tag von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 30 000 Indonesische Rupiah (ca. Fr. 2.50).
www.monkeyforestubud.com

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Auf Bali werden die Affen vergöttert. Im Hinduismus glaubt man, dass sie die direkten Nachkommen des Gottes Hanuman sind. Hanuman wird oft in einem menschlichen Körper mit einem Affengesicht und einem langen Schwanz dargestellt. Er ist ein Symbol dafür, dass jedes Wesen die Möglichkeit hat, Gott zu erfahren. Aus diesem Grund werden die Affen auf Bali so verehrt. 

Die Balinesen sind sehr religiös. Überall auf der Insel sieht man Opfergaben, welche die Götter milder stimmen sollen. Es sind aus Palmblättern geflochtene, kleine Körbchen, die mit Blumen, Ölen, Salz, Geld und etwas Essbarem gefüllt sind. Die Götter sind auf Bali immer präsent, auch im Affenwald. Hier werden die Besucher auf Tafeln und in Prospekten darauf hingewiesen, dass sie sich an einem heiligen Ort befinden, der mit Respekt behandelt werden soll. 

Den Affen auf Bali lässt man vieles durchgehen und die kleinen Racker nutzen dies schamlos aus. Immer wieder müssen die «Aufseher» im Wald den Affen nacheilen, wenn sie einem Touristen eine Sonnenbrille oder einen Hut geklaut haben. «Wir tauschen dann Sonnenbrille gegen Banane», sagt ein Aufseher, der einen grünen Sarong (Rock) trägt. Doch dies ist nicht immer einfach. Deshalb rät man den Besuchern, möglichst nichts in den Affenwald mitzunehmen. 

Eine nasse Überraschung
Die Touristen können im Wald auch Futter für die Affen kaufen. Doch hält man einem Affen eine Banane hin, will er meist gleich eine zweite und eine dritte. Und wenn sie nicht kriegen, was sie wollen, dann setzen sie auch mal ihre Zähne ein. Neben den Bananen der Touristen erhalten die Affen täglich süsse Kartoffeln. Ausserdem stehen auf ihrem Speiseplan Gurken, Papayas und Mais. Der Affenwald ist nicht geschlossen, die Affen können den Wald immer verlassen. Ab und zu sieht man sie in einem nahe gelegenen Hotel nach Essbarem betteln. 

Wer sich auf eine der Stufen im Wald setzt, kann lustige Situationen beobachten. Wie zum Beispiel die Affen, die am Boden sitzen und in der Hand einen Stein halten, den sie auf dem Boden herumschleifen. «Sie lieben diesen Klang», erklärt ein «Aufseher». Die Affen sehen dabei aus wie kleine spielende Kinder. Viele Touristen mögen es, wenn ein Affe auf ihren Schultern sitzt. Hält man eine Banane hoch, klettert ein Affe in ein bis zwei Sprüngen flink auf die Schultern, wo er dann genüsslich die Banane isst. Ein schönes Gefühl, so ein pelziges Tier auf sich zu tragen. Weniger schön ist es, wenn es plötzlich eine nasse Überraschung gibt und der Affe einem auf die Schultern pinkelt. 

Doch auf Bali sind Affen längst nicht nur im «Monkey Forest» zu sehen. Bewusst wird dies einem erst, wenn man die ganze Insel bereist. Eine besondere Überraschung war es, die frechen Makaken sogar auf einer schweisstreibenden «Sonnenaufgang-Wanderung» auf 1700 Meter Höhe zum Vulkan Mount Batur anzutreffen. Für Affenfreunde ist Bali daher auf jeden Fall eine Reise wert.