Mütter geben Information über die Umweltbedingungen, die sie erleben, an ihren Nachwuchs weiter. Von Vögeln und manchen Insekten ist das bereits bekannt. Basler Forschende haben am Beispiel des Ohrwurms untersucht, welchen spezifischen Effekt ein knappes Nahrungsangebot auf die nächste Generation hat.

Wie das Forscherteam um Mathias Kölliker im Fachjournal «Proceedings of the Royal Society B» berichtet, kommt der Nachwuchs darbender Muttertiere besser mit Futtermangel zurecht als die Nachkommen wohlgenährter Weibchen. Dabei spielt mütterliche Pflege, welche Ohrwurm-Weibchen nicht nur den Eiern sondern auch den kleinen Larven zukommen lassen, offenbar keine Rolle.

«Man könnte meinen, dass Weibchen mit gutem Futterangebot stärkeren Nachwuchs auf die Welt bringen», sagte Kölliker gegenüber der Nachrichtenagentur sda. «Es ist aber genau umgekehrt.»

Vertauschte Gelege
Köllikers Mitarbeiterin Shirley Raveh hielt einige Ohrwurm-Weibchen bei knappem Futterangebot, einige bei gutem. Nach der Eiablage vertauschte sie einige der Gelege, so dass Nachkommen der wohlgenährten Mütter mit einem schlechten Nahrungsangebot konfrontiert waren.

Der Nachwuchs der hungernden Mütter überlebte die Nahrungsknappheit deutlich besser als jener der gut genährten Muttertiere. Da die Eier vor dem Schlüpfen vertauscht wurden, musste diese «Programmierung» auf die Umwelt, die die Jungtiere erwartete, bereits im Ei stattgefunden haben.

«Die genauen Mechanismen hinter dieser Programmierung kennen wir noch nicht, aber wir vermuten, dass dabei bestimmte Hormone eine Rolle spielen, die das Weibchen produziert, und die die Genexpression im Ei steuern», erklärte Kölliker.

Den Ohrwurm wählte Kölliker als Modelltier, um grundlegende Fragen zu Familienbildung und den Interaktionen zwischen Eltern und Jungtieren zu untersuchen. Ohrwürmer sind Familien-bildende Insekten, die Brutpflege betreiben.

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