Es ist eine sehr vorsichtige Kritik, die der australische Premierminister Tony Abbott an Shinzo Abe richtet. «Unsere Freundschaft ist sehr viel grösser als unsere Meinungsverschiedenheit über ein bestimmtes Thema», sagt er an einer gemeinsamen Medienkonferenz zu seinem japanischen Amtskollegen. Sehr diplomatisch, aber trotzdem: Abbott ist nicht zufrieden mit den Plänen Japans.

Der Internationale Gerichtshof hat den Japanern im März verboten, in Zukunft im Südpolarmeer Wale zu jagen («Tierwelt Online» hat berichtet). Dies, weil die Jagd «keinem wissenschaftlichen Zweck» diene. Und tatsächlich hat Premierminister Abe bestätigt: Sein Land wird sich an den Entscheid halten und 2014 keine Wale jagen. Aber nur 2014. 

2015 wird dies anders aussehen. In nicht minder diplomatischem Tonfall versichert Abe vor versammelter Presse: «Japan ist ein Land, das internationale Gesetze respektiert und deshalb wird Japan auch die Entscheidung respektieren.» Doch um den von der UNO geforderten Nachhaltigen Gebrauch von Ressourcen sicherzustellen, sei Forschung notwendig. Forschung an Walen. «Deshalb», so Abe, «wird Japan den Walfang wieder aufnehmen, um unabdingbare wissenschaftliche Informationen über die Wale zu gewinnen».

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 Wahlplakat von Shinzo Abe im Jahr 2007.
 Bild: takato marui/Flickr/CC-BY-SA

«Freunde dürfen sich streiten»
Der Deckmantel der Wissenschaft, in den Abe sich und sein Land seit langer Zeit zu hüllen pflegte, wurde durch den Entscheid des Gerichtshofes gelüftet. Es wurde entschieden, der Japanische Walfang sei kommerziell und nicht wissenschaftlich. Und nun versucht Japan erneut, sich diesen Deckmantel überzustreifen. Darüber, ob sich an den Methoden des japanischen Walfangs etwas verändern wird, schweigt Abe.

Obwohl es 2010 Australien war, das Japan aufgrund seines Walfangs bei der UNO verklagt hatte, fiel die Reaktion von Premier Tony Abbott verhalten aus. Zwar sagt er, sei es offensichtlich, dass Australien und Japan eine Meinungsverschiedenheit zur Frage des Walfangs hätten, doch «Freunde dürfen sich auch mal uneinig sein.» 

Konkretere Kritik am japanischen Premierminister übt Darren Kindleysides gegenüber der Zeitung «Guardian». Der Direktor der australischen «Marine Conservation Society», der Gesellschaft zum Schutz des Meeres, prangert an, dass Japan sich nicht darum bemüht, Forschungsmethoden anzuwenden, die für Wale nicht tödlich sind. «Mit den Methoden, die uns heute zur Verfügung stehen, ist es abwegig, zu sagen, man müsse Wale töten, um sie zu erforschen.»

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