Um an einen Leckerbissen heranzukommen, stellen Kakadus aus verschiedenen Materialien und auf unterschiedliche Arten brauchbare Hilfsmittel her, fanden Wiener Forscher heraus. Diese Vögel zeigen in Versuchen also flexiblen und spontanen Werkzeuggebrauch, erklären sie im Fachmagazin «Biology Letters».

In der Natur benutzen Goffin-Kakadus gar keine Werkzeuge, erklärte Studienleiterin Alice Auersperg von der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Gespräch mit der Nachrichtenagentur APA. Das macht diese indonesische Papageienart zu idealen Studienobjekten, denn der Griff zu einem Werkzeug ist somit sicher nicht ein angeborenes Verhalten, sondern eine individuelle Erfindung des jeweiligen Vogels.

Auersperg und ihre Kollegen haben schon zuvor beobachtet, wie einer ihrer Kakadus namens Figaro spontan aus einem Lärchenbrettchen einen Splitter herausgebrochen hat, um Futter, das ausserhalb des Käfigs ausgestreut war, in seine Reichweite zu schieben. Nun testeten sie die handwerklichen und intellektuellen Fähigkeiten von Figaro und drei anderen Kakadus bezüglich Werkzeugen etwas genauer.

Nuss mit Hindernissen  
Sie legten Cashewnüsse auf einen Sockel in einer transparenten Box. Diese Box hatte ein Loch mit knapp eineinhalb Zentimetern Durchmesser, durch das die Vögel die Nuss etwa mit einem Stäbchen von dem Sockel herunter stossen konnten. Daraufhin kullerte der Leckerbissen aus dem Apparat und vor ihre Schnäbel.

Die Forscher machten es den Kakadus aber nicht so einfach, dass sie ihnen fertiges Werkzeug zur Verfügung stellten, sondern bloss Rohmaterialien: Entweder ein Holzbrett, ein Buchenästchen noch mit Blättern dran, ein Stück Karton oder einen Block aus Bienenwachs. Alle vier Vögel erkannten recht schnell, dass mit dem Wachs nicht viel anzufangen war, sondern es bloss lästig an ihren Schnäbeln klebte, und liessen davon ab.

Aus den Buchenzweigen konnten aber alle vier brauchbare Hilfsmittel herstellen und an die Nuss gelangen. Jene, die gleich alle Blätter abknipsten, waren dabei schneller, als die faulen, die es zuerst mit halb-belaubten Ästchen probierten und dann nachbessern mussten, damit ihre Stäbchen bis zur Nuss durch das Loch passten.

Perforierter Karton  
Nebst Figaro brachen sich auch zwei andere der Kakadus Späne aus dem Lärchenbrett und holten sich damit die Belohnung aus der Box, berichten die Forscher. Sogar aus dem Blatt Karton konnten die Kakadus Doolittle und Figaro auf ganz gewitzte Art ein brauchbares Hilfsmittel herstellen.

Sie perforierten den Karton mit ihren Schnabelspitzen derart, dass sie einen dünnen Streifen abreissen und für ihr Anliegen - an die Nuss zu kommen - nutzten konnten. Die beiden schätzten dabei sehr gut ab, wie lange und wie dick der Kartonstreifen sein musste.

«Ihr Erfolg bestätigt, dass Goffin-Kakadus Werkzeuge für bestimmte Anwendungen aus unterschiedlichen Materialien herstellen können, die sehr schwierige Manipulationsmuster voraussetzen», so die Verhaltensforscher in dem Fachartikel.