Sie fressen Saatgut, zerpicken reife Früchte, machen Dreck – für die Landwirtschaft können manche Vögel zur Plage werden. Früher füllte man alte Kleider mit Stroh, steckte den Strohmann auf einen Stecken und stellte ihn ins Feld, in der Hoffnung, die Vögel hielten ihn für einen Menschen, der ihnen gleich Saures gibt.

Aber: Die Wirkung einer Vogelscheuche hält – wenn überhaupt – gerade mal ein paar Tage. «Dann wissen die Vögel, dass die starren Puppen ihnen nichts anhaben können und gewöhnen sich an sie», sagt Hans Rüssli vom Schweizer Bauernverband. Deshalb hat die klassische Vogelscheuche ausgedient, wie Carole Enz von Agroscope sagt, einem dem Bundesamt für Landwirtschaft angegliederten Zentrum für landwirtschaftliche Forschung.

Heute gibt es viel effizientere Methoden, um Vögel fernzuhalten. Ein ganzes Arsenal an Abschreck- und Fernhalte-Methoden steht zur Verfügung und wird je nach Einsatzort gebraucht. Der Vorteil dieser Methoden ist laut Rüssli, dass sich die Vögel nicht daran gewöhnen könnten.

So kann heute ein Gang durch einen Rebberg schon fast zum Raubvogelstimmen-Ratespiel werden. Mittels Sensoren ertönen Falken, Sperber, Milane. Die kleinen Vögel, die es auf die feinen Trauben abgesehen haben, suchen schleunigst das Weite. Ein weiterer Schutz bei Rebbergen sind laut Rüssli Netze, die über die Früchte gespannt werden. Auch bei Obstbäumen sind Netze ein wirksamer Abwehrmechanismus.

Schreckschüsse und blinkende Bänder
Ebenfalls beliebt, aber nur fern von Wohngebieten eingesetzt um die Bewohner nicht zu stören, sind Schreckschussanlagen. Diese geben während einer bestimmten Tageszeit – meist von Sonnenauf- bis Untergang – mehrere Schuss-Geräusche pro Stunde ab.

Das beste Abschreckmittel sind laut Carole Enz Raubvögel. Doch die sind erstens nicht immer da und zweitens können sie sich kaum um einen Rebberg voller gefrässiger Kleinvögel «kümmern». Stattdessen gibt es spezielle Raubvogel-Drachen. Drachen, die im Wind aufsteigen und die Form eines Raubvogels haben. Eine einfache, aber wirksame Methode, denn die Drachenvögel verharren nicht an einer Stelle, sondern bewegen sich mit dem Wind und wirken so lebensecht.

Auf grossen Feldern in wohnnahen Gebieten wird der Schutz für die Saat schon schwieriger. Eine – allerdings sehr mühsame – Methode ist das Abdecken der Samen, bis sie so weit zu Pflänzchen gewachsen sind, dass sie für Vögel uninteressant werden. Eine weitere wirksame Methode ist das Anbringen von etwa zehn Zentimeter breiten holografischen Bändern. Die Oberfläche des Abwehrbands blinkt und reflektiert Licht. Bereits bei leichtem Wind bewegt sich das Band und lässt zusätzlich zum Blinken ein metallisches Rasseln ertönen – das irritiert die Vögel und hält sie fern. Holografische Bänder sind vielseitig einsetzbar. Nicht nur auf Feldern, auch in Obstbäumen tun sie ihre Pflicht.

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  Bild: Kai Schreiber/Flickr/CC-BY-SA

Metallzinken gegen Tauben
Vögel sind nicht nur für die Landwirtschaft ein Problem. Den Obrigkeiten in Städten bereiten vor allem Tauben Sorgen, beziehungsweise deren ätzender, mühsam zu entfernender Kot, den sie an Häuserfassaden und am Boden hinterlassen und der Metalle angreift. In Schweizer Städten behilft man sich einerseits damit, dass ein Taubenbeauftragter die Zahl der Vögel ständig auf überblickbarer Grösse hält. Ausserdem werden die Tauben dort, wo man sie nicht haben will, mit diversen Mitteln ferngehalten. Besonders beliebt sind spitze Metallzinken – in jedem Schweizer Bahnhof zu sehen, an Plätzen, wo sich die Tauben niederlassen könnten (Bild rechts). 

Diese Spikes findet man auch auf Vorsprüngen, an Stadthäusern, Leuchtreklamen – einfach überall, wo sich Tauben hinsetzen könnten. Für Eigenheimbesitzer, die Probleme mit Vogelschäden haben, empfiehlt die Firma Rentokil ebenfalls Spikes. Oder – über Gemüsebeeten angebracht – holografische Bänder. An grossflächigen Gebäudeteilen lässt sich ein für das menschliche Auge kaum sichtbares Netz spannen, das die Vögel daran hindert sich niederzulassen. Für Gebäudevorsprünge empfehlen sich elektrisch geladene Edelstahlstangen, die entlang der Vorsprünge angebracht werden. Setzen sich Vögel darauf, erhalten sie einen leichten Strom-stoss. Die Firma Rentokil verspricht, dass das Tier dabei einen zwar unangenehmen aber ansonsten gesundheitlich absolut ungefährlichen Stromimpuls erfährt, der es in Zukunft daran hindern wird, diesen Ort wieder aufzusuchen.

Und die Vogelscheuche? Die sieht man nur noch zu Fasnachtszeiten, wenn Bewohner ihr Dorf schmücken und dabei mit Stroh ausgestopfte Puppen vor ihre Fenster setzen.