Die Probleme werden vermutlich durch das Stresshormon Cortisol in der Samenflüssigkeit weitergegeben, berichten Forschende in der Fachzeitschrift «Science Advances».

Ein Team um Maximilian Lassi, der am Institut für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum in München forscht, gab erwachsenen männlichen Mäusen einen Monat lang nur zu einer Zeit Futter, zu der die Tiere normalerweise schlafen. Das ist bei den nachtaktiven Nagern tagsüber. Damit brachten die Forscher die innere Uhr durcheinander. Dann liessen sie die Mäuseriche sich mit Mausdamen paaren und untersuchten, ob die Nachkommen Probleme mit dem Tagesrhythmus haben.

Vor allem bei den Söhnen war in der Folge ebenfalls die innere Uhr verstellt. Dadurch hatten sie einen veränderten Tagesrhythmus, obwohl sie ansonsten ein «komplett normales Mäuseleben» führten, erklärte Lassi der «APA». «Sie haben mehr gegessen in der Zeit, zu der sie normalerweise schlafen, also genau zur gleichen Zeit, zu der ihre Väter immer gegessen haben.»

Deshalb verzehrten sie insgesamt mehr Futter, wurden aber nicht dicker als die Jungmäuse einer Kontrollgruppe, weil sie aktiver waren und mehr Stresshormone im Blut hatten. Bei den Mäuse-Töchtern waren die Effekte geringer.

Das Unheil steckt in der Samenflüssigkeit
Die Probleme werden offensichtlich durch Hormone, Signalstoffe und Stoffwechselprodukte im Ejakulat übertragen, so die Forschenden. Vor allem bei «Glukokortikoiden» wie Cortisol sahen sie Unterschiede bei den Vätern mit gestörter innerer Uhr im Vergleich zu «gut getimten» Mäuserichen.

Um herauszufinden, ob es an den Samenzellen oder an der Samenflüssigkeit liegt, haben sie Mäuseweibchen künstlich mit den Spermien befruchtet, nachdem sie die Samenflüssigkeit abtrennten. «In den aus künstlicher Befruchtung hervorgegangenen Söhnen konnten wir die Effekte nicht sehen, was bedeutet, dass es nicht an den Spermienzellen, sondern an der Samenflüssigkeit liegen muss», so Lassi. Offensichtlich ist die Samenflüssigkeit für die Nachkommen wichtiger, als man bisher glaubte