Die Windenergie wie auch die Photovoltaik haben Zukunft. Das ist sicher. Um von fossilen Brennstoffen wegzukommen, sind erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne von grosser Wichtigkeit. In der Schweiz nimmt die Windenergie noch eine geringe Bedeutung ein. 37 Windkraftanlagen gibt es derzeit im Land, sieben davon sind Windpärke. Der grösste steht auf dem Mont Crosin im Berner Jura und umfasst 16 Windräder. Gemeinsam produzieren sämtliche Windkraftanlagen gemäss dem Bundesamt für Energie 140 Gigawattstunden (GWh) Strom im Jahr. Das entsprach im Jahr 2018 0,24 Prozent des gesamten Stromverbrauchs.

Es erstaunt also nicht, dass die Energiestrategie des Bundes vorsieht, die Windenergie in der Schweiz bis 2050 auszubauen. Bis dann sollen 4000 GWh Windstrom pro Jahr produziert werden. So entsteht zum Beispiel zur Zeit ein neuer, achter Windpark auf dem Gotthard. Wie bei allem, was neu gebaut wird, bedeutet aber auch der Bau von Windturbinen einen Eingriff in die Natur, insbesondere in den Lebensraum von Tieren. Das kann da zum Problem werden, wo im Brutgebiet von seltenen Vögeln gebaut werden soll.  

Kollisionsgefahr für Vögel
Den Vögeln droht von Seiten der Windturbinen aber noch weiteres Ungemach: Sie kollidieren mit ihnen und verenden. Am meisten gefährdet sind dabei grosse Vögel wie Greifvögel oder Störche. Liegend die Windanlagen in Zugkorridoren, sind auch kleinere Vögel gefährdet – gemäss BirdLife Schweiz jedoch schützen verschiedene Gesetze die empfindlichsten Brutgebiete und Migrationskorridore. Die Lage ist jedoch nicht immer eindeutig, weshalb es immer wieder zu Gerichtsverfahren zwischen Natur- und Landschaftsschützern und Energieunternehmen kommt.

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Andernorts dagegen setzt man schon länger vermehrt auf Windkraft. Zum Beispiel in Skandinavien: Hier hat der Nordsee-Wind zum Entstehen von riesigen Offshore-Windpärken geführt. Doch auch auf dem Land gibt es Windanlagen. Eine solche ist die Smøla-Windfarm mit ihren 68 Turbinen auf der norwegischen Insel Smøla. Hier hat ein Forscherteam um Roel May vom Norwegian Institute for Nature Research (NINA) eine Reihe von Tests durchgeführt und verschiedene Methoden ausprobiert, welche die Turbinen für Vögel sicherer machen sollen.

In der neusten, erst kürzlich in «Ecology and Evolution» publizierten Studie malte das Team jeweils eines der drei Rotorblätter von ausgewählten Turbinen schwarz an. Dies sei sehr aufwändig gewesen, da die Windräder bereits in Betrieb waren, sagt May in einer Mitteilung von NINA.

In Zukunft solle die schwarze Farbe schon bei der Konstruktion angebracht werden, empfiehlt er. Das würde einiges erleichtern. Und das zu tun scheint sinnvoll, denn die Tests ergaben vielversprechende Resultate: Insgesamt starben bei den bemalten Turbinen 70 Prozent weniger Vögel als bei unbemalten, wobei die Anzahl gestorbener Vögel zwischen in den Studienjahren 2006 bis 2010 sehr variabel war und auch saisonale Unterschiede aufwies. Die Autoren empfehlen daher, das Experiment an andern Standorten zu wiederholen und allenfalls auch eine Langzeitstudie durchzuführen.

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Erhöhter Kontrast hilft Vögeln
Den beobachteten Effekt führen die Forscher auf der erhöhten Kontrast zurück, den die schwarze Farbe auf dem Rotorblatt ausmacht. Insbesondere Seeadler könnten von der Massnahme profitieren. An den bemalten Turbinen starb nach dem Anbringen der Farbe keiner dieser Vögel mehr. Laut NINA hat Norwegen für die Art eine «besondere Verantwortung».

In einer im April in der selben Fachzeitschrift veröffentlichten Studie bemalte das Team die untere Hälfte der Türme der Turbinen. Und siehe da: 48 Prozent weniger Moorschneehühner – die einzigen auf der Insel vorkommenden Raufusshühner – kollidierten mit den Türmen. In einer 2017 ausserhalb des Windparks durchgeführten Pilotstudie versuchten Roel May und sein Team, mit ultraviolettem Licht vom Flug durch ein bestimmtes Gebiet abzuhalten.

Die Vögel zeigten zwar weniger Aktivität und erhöhten ihre Flughöhe um durchschnittlich sieben Meter, das reicht aber nicht aus, um den Rotoren zu entkommen. Hier gibt es noch viel zu tun, bevor es gelingen kann, die Vogelsterblichkeit mit UV-Licht zu vermindern, folgerten die Forscher damals.

Am besten ist es natürlich, und das schreibt auch die Schweizerische Vogelwarte Sempach, wenn man schon bei der Planung versucht, Konflikte möglichst zu vermeiden. So sollte der Standort einer Turbine nicht nur nach günstigen Winden, sondern auch nach minimalen Auswirkungen auf die Vogelwelt ausgewählt werden.