Forscher aus China und den USA hatten im Wolong-Reservat im Südwesten Chinas fünf Pandas eingefangen, mit einem Sender zur Positionsbestimmung (GPS) an einem Halsband ausgestattet und von 2010 bis 2012 verfolgt. Drei der Bären – Mei Mei (Schönheit), Long Long (Drache), Chuan Chuan (Wundervolle Landschaft) – zogen im Herbst und im Frühjahr selbst ausserhalb der Paarungszeit von März bis Mai in nächster Nachbarschaft umher.

«Es war eindeutig kein Zufall», berichtete Vanessa Hull vom Center for Systems Integration and Sustainability an der Michigan State University (USA). «Wir haben sie am selben Ort gesehen, was wir niemals über so lange Zeit zu dieser Jahreszeit erwartet hätten.» Zhang Jindong, Ko-Autor der Studie, sagt: «Es war eine grossartige Gelegenheit, einen Blick in die geheime Gesellschaft der Pandas zu erhaschen, die uns in der Vergangenheit verschlossen war.»

Sender bisher verboten
Aus Angst um die vom Aussterben bedrohte Tierart hatte Chinas Regierung lange nicht erlaubt, Pandabären mit einem Sender auszustatten. «Pandas sind so schwer zu verfolgende Tiere, die nur mühsam in der Wildnis beobachtet werden können, so dass wir wenig wussten, wo sie von einem Tag auf den anderen herkommen», sagt Hull.

Pandas sind menschenscheu, leben in zugewachsenen und schwer zugänglichen Waldgebieten. Vermutlich kommunizieren die Einzelgänger mit ihren Artgenossen meist über Duftnoten aus Drüsen. So werden Informationen über Grösse, Geschlecht, Paarungsbereitschaft, Rang und Identität ausgetauscht.

Von den fünf Pandas, die in Hetaoping im Nordosten des Wolong-Reservats verfolgt wurden, war einer, Chuan Chuan, ein Männchen. Er wanderte über weitere Strecken als die anderen. Die Forscher vermuten, dass er nach Weibchen suchte.

Gute räumliche Erinnerung
Auch fanden die Forscher neue Aufschlüsse über die Futterstrategie der Pandas, die bis zu 14 Stunden am Tag Bambus fressen und sonst meist nur schlafen. «Sie setzen sich einfach hin und fressen sich durch, müssen dann aber zum nächsten Platz weiterziehen», sagt Hull.

Die Studie zeigte, dass die Pandas offenbar über ein gutes räumliches Gedächtnis verfügen. Auch wenn sie bis zu sechs Monate weg waren, finden sie zu Futterplätzen zurück. «Das deutet darauf hin, dass die Pandas einen erfolgreichen Schmaus erinnern und in der Erwartung zurückkehren, dass etwas nachgewachsen ist», heisst es in der Studie, die im «Journal of Mammalogy» veröffentlicht wurde. Meist verfolgen die Pandas 20 bis 30 verschiedene Futterplätze.

Das Revier von Pandas ist aber kleiner als das anderer Bären oder auch anderer Säugetiere ihrer Grösse. Einerseits fehle den schwarz-weissen Zottelbären die Energie, andererseits sei Bambus so reichlich vorhanden, dass grosse Wanderungen nicht nötig seien, heisst es in der Studie, die zum Teil von der US-Raumfahrtbehörde NASA und der National Science Foundation der USA unterstützt wurde.

Mensch und Klimawandel bedrohen Pandas
Ein besseres Verständnis davon, wie sich Pandas in der freien Wildbahn bewegen, ist entscheidend für den Schutz der Tiere. Nach letzten Zählungen des Forstamtes gibt es nur 1864 wilde Pandas in China, die auf einer Fläche von 21'300 Quadratkilometer in über 20 verteilt gelegenen hügeligen Wäldern leben. Zwar konnte die Zahl seit 2003 um 17 Prozent gesteigert werden, doch ist die Zukunft der Pandas weiter durch eine Aufsplitterung ihres Lebensraumes, menschliche Aktivitäten und auch durch den Klimawandel bedroht, wie Jack Liu Jianguo, ein weiterer Ko-Autor, warnte.

Warum Pandas sozialer agieren als bisher angenommen, muss noch ergründet werden. Eine Frage ist, ob die drei besonders geselligen Tiere in dieser Studie vielleicht aus einer Familie stammen. Denn eine Studie von 2001 wies auf ein bisher wenig studiertes Phänomen hin: Reviere von Mitgliedern einer Familie zeigen grössere Überlappungen als gewöhnlich – selbst bis ins Erwachsenenalter. «Wir hoffen auf weitere GPS-Halsband-Forschungen an grösseren Gruppen, um diese Erkenntnisse weiter zu erforschen», schreiben die Forscher.