Affen tun es, Papageien, Krähen, Otter und Delfine ebenfalls, sogar Fische wurden schon dabei beobachtet und nun zum ersten Mal auch Seevögel: Sie brauchen Werkzeuge. In die illustre Gemeinschaft der werkzeuggebrauchenden Tiere, die aufgrund ebendieser Fähigkeit als besonders intelligent gelten, dürfen sich neu die Papageitaucher einreihen. Wer diese Alkenvögel wegen ihres putzigen Äusseren und lustig watschelnden Gangs bis anhin für nicht besonders schlau hielt, wird also nun eines Besseren belehrt.  

Werkzeuggebrauch bei einem Papageitaucher auf der Insel Grímsey

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Werkzeuggebrauch tritt im Tierreich meistens in Zusammenhang mit der Nahrungsbeschaffung auf. So benutzen viele Tierarten Stöckchen, um an Beute, wie zum Beispiel Insekten in engen Spalten, zu gelangen, an die sie sonst nicht herankommen würden. Besonders interessant ist sei es daher, dass die Papageitaucher ihr Werkzeug für einen ganz anderen Zweck verwenden: die Körperpflege. Dies schreiben die Zoologin Annette Fayet von der englischen Universität Oxford und Kollegen Ende Dezember im Fachmagazin «PNAS». Bei wilden Vögeln sei nur ein weiterer Fall von Werkzeuggebrauch mit einem ähnlichen Nutzen bekannt: das sogenannte «Einemsen». Dabei reiben sich die Vögel mit ihren Schnäbeln Ameisen in die Federn. Wahrscheinlich nutzen sie deren Säure, um das Gefieder von Ungeziefer zu befreien.

Unterschätzte Seevögel

Im Falle der Papageitaucher beobachtete Fayet 2012 auf der walisischen Insel Skomer und 2018 auf der Grímsey-Insel vor Island, wie einer der Vögel sich mit einem kleinen Stöckchen im Gefieder kratzte – einmal auf dem Rücken und einmal an der Brust. Auf Grímsey gelang dank einer Kamerafalle ein Video des Verhaltens. Wie Fayet schreibt, diene das Stöckchen wohl dazu, eine juckende Stelle zu kratzen oder Parasiten aus dem Gefieder zu fischen.  

«Unsere Beobachtungen zeigen, dass Vögel ein breiteres Werkzeug-Repertoire haben, als wir bisher dachten», schreiben die Forscher. Ausserdem sei der Werkzeuggebrauch nun zum ersten Mal auch in der Gruppe der Seevögel dokumentiert – dies sogar an zwei über 1700 Kilometer weit auseinanderliegenden Orten. Damit liege es nahe, dass gelegentlicher Werkzeuggebrauch auch bei den Seevögeln verbreiteter ist, als angenommen. «Es könnte sein, dass wir die physische Wahrnehmungskraft der Seevögel unterschätzt haben», schreibt Fayet. Diese sei bis jetzt noch fast nicht untersucht worden, was aufgrund dieser neuen Erkenntnisse nun dringend nachgeholt werden müsse.

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