Auf einer internationalen Konferenz in der australischen Stadt Hobart gelang es am Freitag nicht, das Weddell-Meer nördlich der Antarktis unter besonderen Schutz zu stellen. Dabei ging es um ein Gebiet von mehr als 1,8 Millionen Quadratkilometern – fünf Mal so gross wie Deutschland. Dies wäre das grösste Meeresschutzgebiet der Welt. Nach Angaben von Teilnehmern wurden die Pläne insbesondere von Russland und China blockiert. Auch von Norwegen kam Widerstand.      

Die Initiative war von der EU eingebracht worden. Unterstützt wurde sie von Umweltschützern aus aller Welt. Für einen Beschluss hätten jedoch alle zustimmen müssen. Nach zweiwöchigen Beratungen in Hobart, der Hauptstadt der Insel Tasmanien, war am Freitag jedoch klar, dass vorerst daraus nichts wird.      

Im nächsten Jahr soll nun ein neuer Anlauf gemacht werden. Zuständig für solche Dinge ist die internationale Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR), in der mehr als Dutzend Staaten vertreten sind.

Reich der Pinguine  
Im Weddell-Meer – benannt nach einem britischen Seefahrer aus dem 19. Jahrhundert, James Weddell – leben allein mehr als 300'000 Kaiserpinguine. Zudem sind dort zwölf verschiedene Walarten sowie zahlreiche Robbenarten und Seevögel zuhause. Auch auf dem Meeresboden leben viele Tierarten, die es sonst nirgendwo gibt.      

Bislang blieb das Weddell-Meer von Fischerei weitgehend verschont – auch, weil grosse Teile ständig von Eis bedeckt sind. Wegen des Klimawandels wird jedoch erwartet, dass Fangflotten auf der Jagd nach Krill und Seehecht bald auch dorthin kommen. In den Gebieten weiter nördlich werden jährlich Hunderttausende Tonnen Krill gefischt.

Umweltschützer reagierten mit «Gewaltige Enttäuschung». Greenpeace erklärte, die Kommission habe eine grosse Chance verpasst. «Ohne ausgedehnte Schutzgebiete sind die Meere den Bedrohungen wie Erderhitzung, Plastikmüll und Überfischung nicht gewachsen.» Der WWF meinte: «Wir laufen Gefahr, eine der letzten unberührten Regionen des Ozeans zu verlieren.»

Das Weddell-Meer ist das grösste der rund 14 Randmeere des Südlichen Ozeans am antarktischen Kontinent. Die Antarktis ist internationales Gebiet. Zahlreiche Länder unterhalten dort einige Dutzend Forschungsstationen. In einem Vertrag von 1959 ist bestimmt, dass die Antarktis nur zu friedlichen Zwecken genutzt werden darf. Seit vergangenem Jahr gibt es dort bereits ein Schutzgebiet, das Rossmeer, das etwa viermal so gross wie Deutschland ist («Tierwelt Online» berichtete).