Die Mehrheit der Stimmenden hat sich damit gegen den Bundesrat und eine Mehrheit im Parlament entschieden. Schlussendlich waren es laut der Bundeskanzlei 1'652'010 Nein-Stimmen gegen 1'530'031 Ja-Stimmen. 10 Kantone lehnten die Revision des Jagdgesetzes ab, 13 Kantone sprachen sich für die Vorlage aus. Die Stimmbeteiligung lag bei 59,3 Prozent.

Von den fünf nationalen Vorlagen, die am Sonntag zur Abstimmung kamen, war das revidierte Jagdgesetz im Vorfeld des Abstimmungskampfs wohl die umstrittenste. Laut Angaben der Universität Bern wurden zu keiner anderen Vorlage so viele Inserate in den Printmedien geschaltet wie zum Jagdgesetz.

Und es ging dann tatsächlich auch sehr lange, bis überhaupt eine Aussage zum Ausgang der Abstimmung gemacht werden konnte. Bei den Resultaten zeigte sich ein Stadt-Land-Graben. Graubünden sagte mit 67,3 Prozent der Stimmen Ja zum Jagdgesetz. Sieben von neun Wolfsrudeln leben im in diesem Kanton. Auch die Kantone Wallis Luzern, Uri, Glarus und Appenzell Innerrhoden nahmen das Gesetz an.

Auf der anderen Seite lehnten Zürich, Bern, Genf, Neuenburg, Schaffhausen und Basel-Stadt das revidierte Jagdgesetz ab. Meinungsforscher Lukas Golder vom Forschungsinstitut gfs.bern erklärte im Abstimmungsstudio auf SRF: «Das ist das städtische Muster, das über das ländliche siegt. Aber selbst im Graubünden und im Wallis wurden relativ viele Nein-Stimmen eingeworfen.»

Vorlage ging zu weit
Für den Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch ist das vom Volk abgelehnte Jagdgesetz zu weit gegangen. Er anerkenne aber, dass das Problem den Berglern auf der Seele laste, sagte Jositsch als Vertreter des Nein-Komitees auf SRF. Er und Pro Natura zeigten sich gesprächsbereit. Eine vernünftige Regulierung des Wolfes sei ein berechtigtes Anliegen. Dass aber weitere Tierarten regulierbar hätten werden sollen und Wölfe schon auf Verdacht hätten zum Abschuss freigegeben werden dürfen, habe die Mehrheit des Stimmvolkes nicht goutiert.

Die Gegner der Revision bieten laut Jositsch indes Hand, an einer neuen Lösung auf Basis der ursprünglichen Vorschläge des Bundesrates zu arbeiten. Es brauche nicht sehr viel, um einen guten Kompromiss zu finden für eine vernünftige Regulierung des Wolfes.

Neues Gesetz «mit Augenmass»
Auch Urs Leugger-Eggimann, Präsident von Pro Natura, zeigte sich gesprächsbereit. Er sei überzeugt, dass grosse Beutetiere und die Alpwirtschaft gut nebeneinander existieren können. Dazu brauche es einen guten Herdenschutz. So könnten einerseits die Bedürfnisse der Bergbevölkerung ernstgenommen und gleichzeitig die Wolfsrudel erhalten werden.

Mit seinem Entscheid habe das Stimmvolk den Schutz von wildlebenden Tieren gestärkt, schreibt das Nein-Komitee in einer Mitteilung. Das Nein mache klar, dass Bundesrat und Parlament den Schutz der Arten nicht verwässern dürfe, sondern mehr tun müsse für die Biodiversität. Die Ablehnung mache den Weg frei für eine bessere Lösung.

Mit dem Nein zum revidierten Jagdgesetz bleibt das Gesetz von 1986 in Kraft. Doch bereits in der Wintersession wollen Vertreter des Nein-Komitees eine Parlamentarische Initiative für ein «Jagdgesetz mit Augenmass» einreichen, dies im Dialog mit den Naturschutzorganisationen, aber möglichst auch mit den Jagdverbänden.