Die «AC/DC-Hypothese» taufte Brandon Barton von der US-amerikanischen Mississippi State University, selber bekennender Fan der legendären Hardrock-Truppe, obiges Statement – dass Rockmusik eben keine Lärmverschmutzung sei. Der Biologe und sein Team wollten es aber genau wissen und testeten die AC/DC-Hypothese an einem Mini-Ökosystem bestehend aus Sojabohne, Sojabohnen-Blattlaus und dem Asiatischen Marienkäfer.       

Die Forscher der kleinen Lebensgemeinschaft dann Musik und Geräusche vor. Dazu gehörte natürlich das 1980 erschienene Album «Back in Black» von AC/DC, auf dem auch «Rock and roll ain't noise pollution» zu hören ist. Weiter mussten sich die Insekten und Pflanzen einen Hardrock-Mix mit Songs von Black Sabbath, Lynrd Skynrd, Led Zeppelin und vielen mehr anhören, einen Country-Mix, das Album «Tenerife to Dover» der britischen Folk-Rock-Band Warblefly sowie Stadtlärm wie Hupen, Sirenen, Presslufthammer, Züge und Autos. Die Musik und die Geräusche wurden alle an 14 aufeinanderfolgenden Tagen in Konzertlautstärke (95 bis 100 dBA) abgespielt.       

AC/DC postulieren ihre Hypothese:

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Die Resultate waren ziemlich eindeutig: Während Musik, egal aus welchem Genre, keinen Einfluss auf die Biomasse von Pflanzen und Blattläusen zu nehmen schien, änderte sich das, sobald die natürlichen Feinde der Blattläuse ins Spiel kamen. Die Marienkäfer schienen nämlich überhaupt keinen Gefallen an Rockmusik zu finden – wenn sie laut ist. Waren sie AD/DC, dem Rock-Mix oder Stadtlärm ausgesetzt, frassen sie signifikant weniger Blattläuse. Country- und Folkmusik, sowie das auf halber Lautstärke vorgetragene «Back in Black»-Album schienen ihnen dagegen nichts auszumachen.    

Problematisch auch für Insekten
Warum dies so ist, wissen Barton und seine Kollegen nicht. Sie halten aber fest, dass Lärmverschmutzung durchaus auch Insekten betreffe und Räuber-Beute-Interaktionen aus dem Gleichgewicht bringen könne. Die meisten Studien solcher Art konzentrierten sich auf Wirbeltiere. Dies sei insofern problematisch, als dass die Insekten die grösste Tiergruppe seien – vor allem in von Menschen dominierten Lebensräumen – und eine wichtige Grundlage unseres Ökosystem bildeten. «Eine biologische Störung, auch auf der Stufe der Marienkäfer, kann das ganze Nahrungsnetz betreffen», sagt Barton gegenüber dem US-Magazin «Newsweek».

Fast ein bisschen genüsslich stellen die Forscher in ihrer am Dienstag im Fachmagazin «Ecology and Evolution» veröffentichten Studie daher fest, dass sie die ersten seien, die die AC/DC-Hypothese («Young et al., 1980») experimentell getestet haben und dass diese verworfen werden müsse. Die Resultate lieferten dagegen «triftige Beweise» für die Alternativhypothese, nämlich dass Rock'n'Roll in gewissen Fällen wirklich Lärmverschmutzung sei.