Über 30 Forscher aus China, Japan, Grossbritannien, Dänemark und Saudiarabien entzifferten das Erbgut der sogenannten Suppenschildkröte (Chelonia mydas) und der Chinesischen Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis) und analysierten die genetische Steuerung der Embryonalentwicklung. Die Weichschildkröte besitzt demnach 1137 Geruchsgene.

«Die Zahl ist vergleichbar oder sogar grösser als die Zahl der Gene für Geruchsrezeptoren, die in den meisten Säugetieren gefunden worden ist», schreiben die Autoren im Fachjournal «Nature Genetics». Die Suppenschildkröte, die Biologen auch Grüne Meeresschildkröte nennen, habe ihrem Erbgut zufolge ebenfalls einen guten Geruchssinn.

Früh abgespaltet
Schildkröten spalteten sich nach Auskunft der Autoren bereits vor rund 250 Millionen Jahren von anderen Wirbeltieren ab. Daher seien sie keine gewöhnlichen Reptilien, wie bislang vermutet, berichtet das Team um Naoki Irie vom Riken-Zentrum für Entwicklungsbiologie im japanischen Kobe.

Vielmehr seien die Schildkröten nur verwandt mit der Tiergruppe, aus der Dinosaurier, Krokodile und auch die Vögel hervorgingen. Etwa zu der Zeit der Abspaltung gab es das nach derzeitigem Wissen grösste Massensterben auf der Erde, woraufhin viele neue Tierarten entstanden sind.

Hinweis auf Methusalem-Gen
Die neuen Erbgutdaten stimmen zudem mit Erkenntnissen überein, die Forscher aus Funden der ausgestorbenen Schildkröten Odontochelys gezogen haben, auch wenn die ältesten dieser Schildkrötenfossilien nur 220 Millionen Jahre alt sind.

«Die Schildkröten sind so interessant, weil sie uns erlauben, die grossen evolutionären Veränderungen zu verstehen, die in der Geschichte der Wirbeltiere aufgetreten sind», erläuterte Irie.

Dazu zählt auch der Panzer der Schildkröten. Zunächst entwickeln sich Schildkrötenembryonen wie Wirbeltiere, dann schalten sie auf ihren eigenen Weg um und bilden unter anderem einen Panzer. Seine Entstehung basiere teilweise auf genetischen Informationen, so die Forscher, die bei Wirbeltieren die Bildung von Gliedmassen steuere.

Auch einen ersten Hinweis, auf ein Methusalem-Gen gibt es. Harriett, die berühmte Schildkröte von Charles Darwin, brachte es auf rund 175 Jahre.