Die Vorstellung ist unangenehm: Von einer Schnecke verschlungen zu werden. Doch dieses Schicksal droht Fischen in den Korallenriffen tropischer Meere, wo Kegelschnecken leben. Und dies, obwohl Fische doch weit schneller schwimmen können, als Kegelschnecken kriechen.

Doch die fleischfressenden Schnecken haben eine Reihe von Strategien entwickelt, um satt zu werden. Ihren Giftrüssel können sie harpunenartig hervorschleudern und damit vorbeischwimmende arglose Fische im Bruchteil einer Sekunde lähmen. Manche Arten graben sich für die Jagd auch in den Sand ein, so dass sie für die Fische nicht mehr wahrnehmbar sind. Andere hingegen geben sich nicht mit einzelnen Fischen zufrieden, sondern stülpen ihren weichen Mund gleich über ganze Schwärme, wenn diese schlafen, und töten sie erst dann mit ihren Giften.

Forscher der US-amerikanischen Universität Utah haben nun bei zwei Arten, der Landkarten- und der Tulpenkegelschnecke, nochmals eine andere Taktik entdeckt: Zu den lähmenden Nervengiften kommt bei ihnen Insulin hinzu. Es führt bei den Fischen zu akuter Unterzuckerung. Wer schon mal intensiv Ausdauersport gemacht hat und darüber das Essen vergass, weiss, was das heisst: Schweissausbrüche, Zittern, weiche Knie. Nun, Fische haben keine Knie, aber auch bei ihnen löst der zu tiefe Blutzuckerspiegel einen Zustand aus, wo sie sich kaum mehr bewegen können – und nicht mal einer Schnecke entkommen.

Tödliches Gift, starke Medizin
Kegelschnecken sind übrigens nicht nur für Fische tödlich, auch Taucher, welche die Tiere berühren wollen, können daran sterben. Gegengift ist keines bekannt. Doch so gefährlich der Giftcocktail sein kann, so spannend ist er für die Forschung. Das Insulin zum Beispiel sei kürzer als alle bisher bekannten Insuline und könnte deshalb neue Erkenntnisse zur Behandlung von Diabetes liefern. Zudem wurde im Gift einer Kegelschnecke eine Substanz namens Ziconotid gefunden, die nun als starkes Schmerzschmittel bei chronischen Krankheiten zum Einsatz kommt.

Andere Krankheiten, für deren Behandlung Wissenschaftler gemäss Mother Nature Network auf Kegelschneckengifte hoffen, sind:

  • Alzheimer
  • Schizophrenie
  • Nikotinsucht
  • verschiedene Krebsarten
  • Parkinson
  • Schlaganfall
  • Epilepsie

Die Liste zeigt, dass es noch viel zu forschen gibt. Und dass es Tierarten gibt, die für den Menschen gleichermassen tödlich wie nützlich sein können.

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