Er gehört zu den wenigen Kreaturen, die über den ganzen Globus zu finden sind. Und doch haben die wenigsten Menschen schon einmal vom Tigerschnegel gehört. Bei diesem Tier handelt es sich nicht etwa um eine Kreuzung aus Raubkatze und Egel, wie der Name glauben macht, sondern um einen attraktiv aussehenden Vertreter der Nacktschnecken. Seinen Namen verdankt er einem «Raubtierlook» mit meist  charakteristischen schwarzen Längsstreifen oder länglichen Flecken.

Ursprünglich war der Tigerschnegel lediglich in Süd- und Westeuropa zu Hause. Der Mensch verschleppte ihn jedoch zusammen mit Holz- oder Erdtransporten in viele andere Regionen, sodass er heute als weltweit verbreitet gilt. In der Schweiz hat sich der Tigerschnegel als Kulturfolger etabliert und ist oft in Parks, Friedhöfen und auch in Gärten zu finden. 

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Auf zu sehr gepützelte Gärten steht der Tigerschnegel allerdings nicht. Um sich vor Fressfeinden wie dem Igel in Sicherheit zu bringen, braucht er Steinhaufen, Komposthaufen, Holzstapel oder Trockenmäuerchen als Unterschlupfe. Wer ihn im Garten hat, sollte sich keine Sorgen machen, sondern Sorge zu ihm tragen.

Der Tigerschnegel frisst kaum frische Pflanzenteile, mag also keine Salatsetzlinge, sondern ernährt sich meist von welkem und abgestorbenem Grünzeug sowie von Pilzen. Und er ist auch ein passionierter Nacktschnecken-Räuber. Er überwältigt sogar Gartenschnecken, die so gross sind wie er selbst. Weil er zudem die Eier anderer Schnecken frisst, kann man ihn mit Fug und Recht als Nützling bezeichnen. 

Trapezkünstler am Schleimfaden
Aussergewöhnlich ist aber vor allem sein Sexualverhalten – angefangen beim Penis, der bei einer Körperlänge von rund zwölf Zentimetern stolze vier bis fünf Zentimeter erreicht. Aber auch der Tigerschnegelsex kann sich sehen lassen. Der ist nämlich äusserst artistisch: Begegnen sich zwei Tigerschnegel, liefern sie sich zunächst einmal eine ritualisierte Verfolgungsjagd. Geleitet durch ihren Geruchssinn schleichen sie aufgeregt hintereinander her.

Die beiden Schnegel, beides Zwitter, suchen sich dann eine erhöhte Position, wie den Ast eines Baumes oder einen Mauervorsprung. Von dort seilen sich die beiden Liebenden an einem selbst produzierten Schleimseil bis zu 40 Zentimeter tief ab und wickeln dabei ihre Körper umeinander. Dort, in luftiger Höhe, findet dann der eigentliche Sex statt. Ein Vorgang, der ein bisschen an eine Trapeznummer im Zirkus erinnert. 

Die erigierten Penisse verschlingen sich ebenfalls miteinander und bilden eine blumige Struktur, in welcher die Samenpakete ausgetauscht werden. Anschliessend werden die Samenpakete in die Geschlechtsöffnung eingeführt und die Eier befruchtet. Bei dem Akt begattet also jeder den anderen.

Die Wege der beiden Sexualpartner trennen sich noch in der Luft. Ein Schnegel kriecht am Schleimfaden wieder hoch und frisst diesen teilweise auf – schliesslich soll man keine wertvollen Ressourcen verschwenden.

Doku über Tigerschnegel

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Mit dem Tigerschnegel gegen die Schneckenplage

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