Da wegen der Pandemie die Zahl der Touristen, von denen sich die beliebten Tiere gerne füttern liessen, zurückgehe, streunten die Hirsche jetzt zunehmend herum, meldete die japanische Tageszeitung «Tokyo Shimbun» am Dienstag.

Statt wie üblich im Nara-Park würden sie jetzt immer öfter Gegenden aufsuchen, wo man sie sonst nicht zu sehen bekomme, wie beim zwei Kilometer entfernten Bahnhof. Selbst in Wohngebieten stolzierten sie herum, wo sie an Rasen knabberten und sich sogar über Mülltüten hermachten, hiess es. Die mehr als 1000 Sika-Hirsche im Nara-Park in Japans alter Kaiserstadt sind als lebende Nationalschätze gesetzlich geschützt.

Die heiligen Rehe von Nara
Die Stadt Nara liegt im Süden der japanischen Hauptinsel Honshu. Neben rund 400000 Menschen leben dort auch rund 1200 Hirschen und Rehe, eine Touristenattraktion. Doch auch für die Einheimische haben die Tiere einen besonderen Stellenwert. Sie gehören seit Jahrhunderten zum Stadtbild und werden von den Bewohnern Naras als heilig verehrt.

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Die Huldigung hat ihre Ursprünge vor Tausenden von Jahren. Bereits damals wurden auch in Japan Götter mit verschiedenen Tieren in Verbindung gebracht. Hirsche und Rehe genossen dabei in der ehemaligen Residenzstadt Nara einen hohen Stellenwert: Sie genossen besonderen Schutz und durften – nach dem Willen der einflussreichen Adelsfamilie Fujiwara – im angrenzenden Wald von niemandem gejagt werden Ihre natürliche Scheu gegenüber Menschen ablegten