Sobald bei uns das Thermometer die 30-Grad-Grenze überschreitet, kommen wir an unsere Leistungsgrenzen. Wir haben Mühe, uns im stickigen Büro zu konzentrieren, von der Arbeit an der prallen Sonne ganz zu schweigen. Wir fühlen uns schlaff und freuen uns nur noch auf den Sprung ins kühle Nass nach Feierabend. In den heissesten Regionen der Erde sind solche Temperaturen höchstens Durchschnitt. In Wüsten und Savannen steigt das Quecksilber gerne mal über 40 Grad. Die Tiere, die dort leben, sind perfekt an solche Bedingungen angepasst. Doch auch bei ihnen geht ohne Wasser nichts.

Das Paradebeispiel für einen Wüstenbewohner ist das Kamel. Wenn es einmal trinkt, dann richtig. Über hundert Liter Wasser kann es auf einmal aufnehmen – innert zehn Minuten. Dann ist es «voll aufgetankt» und kann wochenlang durch die Wüste marschieren, ohne noch einen Tropfen zu trinken. Das Geheimnis des Kamels: Es speichert das Wasser – nicht wie oft angenommen in seinem Höcker (dort ist Fett eingelagert, von dem der Körper bei Hunger zehrt), sondern im Magen.

Nicht nur das Kamel ist ein Meister im Wasserspeichern. Elefanten sind es – in bescheidenerem Ausmass – auch. Die Dickhäuter brauchen zwar eine Wasserstelle, an der sie täglich trinken und sich abkühlen können, doch zwischen zwei Bädern nutzen sie ihre Haut, um eine Wasserreserve darin anzulegen. Je heisser die Temperaturen sind, desto mehr und tiefere Falten bilden sich in der Elefantenhaut. Und in diesen Falten bleibt nach einer Abkühlung Wasser zurück. Dieses verdunstet über lange Zeit hinweg und hält den Körper kühl.

Wasser aus dem Nichts gewinnen
Eine ähnliche Methode wenden Flughühner an. Diese Steppenvögel entfernen sich in der Dämmerung kilometerweit von ihrem Nest und erfrischen sich an einer Wasserstelle. Anschliessend schwenken sie sich ausgiebig im Wasser, damit sich ihr Bauchgefieder wie ein Schwamm vollsaugt. Mit dieser nassen Fracht fliegen sie zurück ins Nest, wo die Jungtiere ihre Wasserration aus den Federn der Eltern saugen können.

Wenn kein Wasser da ist, müssen es die Tiere eben selbst gewinnen. Der Schwarzkäfer Stenocara gracilipes lebt in der Namib-Wüste, einer der trockensten Gegenden der Erde. Um dennoch an etwas Wasser zu kommen, hält er seine Flügel in den Wind, auf denen sich Tau- und Nebeltropfen bilden, die der Käfer trinken kann. In Australien ist der Dornteufel (Moloch horridus) beheimatet, dessen Körper genau das Gleiche bewirkt. Auf dem stachligen Schuppenkleid dieser Echse sammeln sich kleinste Wassertropfen, die durch ein geschickt angeordnetes System winziger Rillen «automatisch» ins Maul des Tieres rinnen.

Nicht nur das mangelnde Wasser macht die Wüste zu einer harten Umgebung, in der nur die angepasstesten Tiere überleben können. Um mit den kalten Nächten und der Bruthitze des Tages in der Sahara zurechtzukommen, hat sich eine andere Echse eine Strategie angeeignet. Die Dornschwanzagame ändert je nach Temperatur ihre Körperfarbe. Als wechselwarmes Tier ist sie daran interessiert, morgens möglichst rasch auf «Betriebstemperatur» zu kommen. In der frühmorgendlichen Kühle ist ihre Haut dunkelbraun gefärbt, damit sie möglichst viele Sonnenstrahlen aufnehmen kann. Im Lauf des Vormittags wird sie immer heller, bis sie mittags orange oder gar grellgelb eingefärbt ist. So reflektiert sie einen grossen Teil der Hitze. 

Die gleiche Strategie wendet die Mendesantilope (Addax nasomaculatus) an, die ebenfalls in der Sahara zu Hause ist. Nicht täglich, aber über den Lauf des Jahres verändert sich ihre Fellfarbe. Ihr Sommerfell ist fast komplett weiss, was die Hitze fernhält, im kühleren Winter ist sie braun gefärbt. 

Ein schützendes Haarkleid trägt auch die Silberameise (Cataglyphis bombicina). Sie sieht aus wie ein Quecksilbertropfen, wenn sie über den Sand der Sahara huscht und erträgt Temperaturen bis zu 70 Grad. Forscher aus Zürich haben kürzlich ihr Geheimnis gelüftet: Ihre Haare haben die Form einer Pyramide mit dreieckiger Grundfläche. Der Silberglanz darauf bewirkt, dass Sonnenstrahlen aus jeder Richtung hocheffizient reflektiert werden. Nur ein Minimum an Hitze gelangt so bis zum Körper. Dadurch hält sie es länger an der prallen Sonne aus als die meisten ihrer Beutetiere. Deren tote Körper kann sie so ungestört einsammeln. Überhitzt die Silber­ameise dennoch einmal, klettert sie auf einen erhöhten Punkt, der nicht so viel Bodenhitze ausstrahlt. Auf einen Stein etwa oder eine verdorrte Pflanze. Dort kühlt sie sich dank ihrer Haarstruktur rasch wieder ab.  

Der eigene Schwanz als Sonnenschirm
Kap-Borstenhörnchen (Xerus inauris) sind gerne im Schatten. Weil dieser allerdings in den flachen Ebenen und ausgetrockneten Flussbetten des südlichen Afrikas rar ist, brauchen die Nager einen Schattenspender. Und den haben sie immer dabei. Wie einen Sonnenschirm können sie ihren langen, buschigen Schwanz in die Luft strecken und ihren ganzen Körper dahinter verstecken. Eine Studie hat gezeigt, dass die Borstenhörnchen die Temperatur, die zu ihnen vordringt, durch diese Methode um bis zu acht Grad senken können.

Die Hitze in der Wüste kommt nicht nur von oben. Jeder Strandurlauber weiss, wie heiss der Sand im Sommer an den Fusssohlen brennt. Das geht den Tieren in der Wüste genauso. Meist haben sie deshalb lange Beine, um möglichst schnell von einer schattigen Stelle zur nächsten zu kommen. Gleichzeitig müssen sie Füsse mit einer grossen Auflagefläche haben, um nicht im Sand steckenzubleiben. Das bekannteste Beispiel dafür ist wiederum das Kamel, das auf grossen tellerartigen Füssen steht, die mit einer dicken Hornhaut geschützt sind. Ein anderes Beispiel ist der Namibgecko (Pachydactylus rangei), der «Schwimmhäute» zwischen den Zehen hat, um über den lockeren Wüstensand laufen zu können, ohne einzusinken. Um sich nicht zu verbrennen, rennt er so schnell, dass seine Füsse den Boden nur für Sekundenbruchteile berühren.

Aber auch ganz ohne Beine kann man ganz gut mit den Bedingungen in der Wüste zurechtkommen, wie die Seitenwinder-Klapperschlange (Crotalus cerastes) in der amerikanischen Mojave-Wüste beweist. Sie hat das namensgebende «Seitenwinden» perfektioniert, eine Fortbewegungsart, die optimal an Wüstensand angepasst ist. Dabei berühren zu jedem Zeitpunkt nur zwei kurze Abschnitte ihres Körpers den heissen Boden, während der Rest in der Luft ist. Die Schlange kann so Geschwindigkeiten von über 25 Stundenkilometern erreichen und hinterlässt eine charakteristische Spur aus parallelen Linien im Sand.