Laut Urs Breitenmoser, Biologe und Luchs-Spezialist beim Forschungs- und Überwachungsprogramm KORA, lebten im Jahr 2014 etwa 175 selbständige Luchse in der Schweiz. Hinzu kommen 20 bis 40 Jungtiere. Gezählt werden die Tiere mit Fotofallen, automatischen Kameras, die periodisch in den Revieren aufgestellt werden.

Seit der Wiederansiedlung haben sich zwei geografisch getrennte Populationen etabliert: Zwei Drittel der Luchse leben in den Alpen, ein Drittel im Jura. Die Lebensräume behagen der Raubkatze. Beute – vor allem Rehe und Gämsen – hat es genug. Schafe und andere Nutztiere werden von Luchsen kaum gerissen.

Trotzdem gilt der Luchs noch immer als bedroht. Die Schweiz trage für die Erhaltung der Art im Alpenraum eine spezielle Verantwortung, heisst es auf der Webseite der KORA.

Erfolgreiche Umsiedlung
In der Ostschweiz wurden zwischen 2001 und 2008 Luchse wieder angesiedelt. Im Rahmen des Projekts «Luno» wurden Tiere im Jura und in den Westalpen eingefangen und im Toggenburg freigelassen. Heute leben im Gebiet um Churfirsten, Alpstein, Walensee und Sarganserland etwa 20 Tiere.

Ein junges Weibchen aus der Population wurde am vergangenen Sonntag in der Gemeinde Schwellbrunn AR tot gefunden. Ein unbekannter Wilderer hatte den Luchs angeschossen («Tierwelt Online» berichtete). «Dies kommt leider nicht so selten vor», sagt Biologe Urs Breitenmoser. Etwa ein Fünftel der Luchs-Todesfälle gehe auf illegalen Abschuss zurück.

Allerdings würden lange nicht alle toten Luchse gefunden, sagt Breitenmoser gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Zudem sterben Luchse weit häufiger auf Strassen, weil sie angefahren werden. Immer wieder kommt es auch vor, dass verwaiste Jungtiere ohne ihre Mutter nicht überleben.

Viele Jungtiere sterben
Nur etwa jeder vierte junge Luchs überlebt die ersten zwei Jahre. Laut Breitenmoser ist diese hohe Sterblichkeit nicht aussergewöhnlich. Im Tierreich seien die Überlebenschancen grundsätzlich relativ klein. In den ersten sieben Monaten sind die Jungtiere ganz auf ihre Mutter angewiesen.

Gegen Ende des ersten Lebensjahrs überlässt die Luchsmutter ihre Jungen sich selbst, um sich jeweils im März oder April wieder neu zu paaren. Nach der Ablösung suchen die Jungtiere ein eigenes Revier. Sie legen grosse Distanzen zurück und sind vielen Gefahren ausgesetzt. Auf Reviersuche befand sich auch das getötete Luchsweibchen aus Schwellbrunn.