Wie die NZZ berichtet, soll ein 42-jährige Schweizer im letzten August einen Habicht – die Vogelart ist geschützt – vergiftet und getötet haben. Dies mit einer sogenannten «Kamikaze-Taube», in deren Gefieder ein Gift geschmiert war und die losgeschickt wurde, um vom Greifvogel gefressen zu werden. Der Mann sass daraufhin in Untersuchungshaft und muss sich nun vor dem Bezirksgericht Dielsdorf verwantworten.

Solche Fälle sind dem Schweizer Vogelschutz SVS/Birdlife Schweiz seit 2009 bekannt. 2011 veröffentlichten die Vogelschützer ein Video, in dem ein Wanderfalken-Weibchen eine erbeutete Taube rupft und wenige Minuten später stirbt. Ihre Jungen müssen hilflos zusehen. (Auch wir haben schon über die Greifvogelvergiftungen berichtet, hier können Sie mehr dazu lesen.)

Die Spur führt nach Serbien
Der Verdacht viel auf Taubenzüchter aus Serbien, die mit der Rasse Serbische Hochflieger Wettkämpfe veranstalten, bei denen sie jeweils vier Tauben früh am Morgen losschicken. Wenn nicht alle vier wieder zurückkehren, ist der Züchter disqualifiziert. Greifvögel sind ihnen deswegen natürlich ein Dorn im Auge.

Auch der angeklagte Züchter stammt aus dem Balkan. Das in der Schweiz verbotene Nervengift Carbofuran soll er sich in Serbien beschafft und illegal eingeführt haben. Der hochgiftige Stoff führte dazu, dass der Habicht einen qualvollen Tod sterben musste. Laut der NZZ beantragt die Staatsanwaltschaft eine bedingte Freiheitsstrafe von elf Monaten und eine Busse von 4000 Franken. Der Mann sei geständig.

Uneinigkeit unter Züchtern
Der Präsident des Züchterverbandes Rassetauben Schweiz, Erwin Bär, weiss um solche Fälle. Der Name des Angeklagten sei ihm aber nicht bekannt. Es gebe in der Schweiz ungefähr 450 Züchter von Serbischen Hochfliegern, etwa 80 davon seien Mitglied im Verein. «Wenn eines unserer Mitglieder in Verdacht gerät und unschuldig ist, versuchen wir ihn zu unterstützen, aber generell können wir als Verband in solchen Fällen nicht viel machen.» 

Unter den serbischen Züchtern herrsche Uneinigkeit. «Manche möchten das Reglement für die Wettkämpfe ändern, so dass man auch bei drei heimkehrenden Tauben im Wettbewerb bleibt. Andere stemmen sich dagegen.» Wer Tauben fliegen lässt, habe schon immer Probleme mit Greifvögeln gehabt, sagt Bär. Sie deswegen zu vergiften, findet er aber eine «Sauerei». «Es werden damit auch Menschen gefährdet. Kommen Kinder in Kontakt mit einer auf diese Weise vergifteten Taube, ist das für sie hochgradig gefährlich.»

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