Die meteorologischen Institute können zwar die allgemeine Wetterlage ankündigen, nicht aber jeden Schauer treffsicher vorhersagen. Da ist es manchmal besser, man verlässt sich auf die Winke der Natur. Denn die irrt sich bekanntlich selten. Die Bauern machen es uns seit Jahrhunderten vor. Bauernregeln beschreiben physikalische Phänomene und sind deshalb erstaunlich treffsicher. «Geht die Sonne feurig auf, folgen Wind und Regen drauf», heisst es beispielsweise. Und tatsächlich: Der Wasserdampf in der Luft streut das rote Sonnenlicht des Morgens und färbt den Himmel rot. Morgenrot bringt deshalb Regen. 

Eine andere Bauernregel lautet: «Nebel, der sich steigend hält, bringt Regen, doch klar Wetter wenn er fällt.» Auch hier behalten die Landwirte recht. Denn bei einer Hochdrucklage verdunstet die Sonne den Wasserdampf dicht über dem Boden. Dieser setzt sich als Tau auf den Pflanzen ab. Steigt der Nebel jedoch nach oben, erreicht er kalte Luftschichten. In der Folge kondensiert der Wasserdampf und fällt als Regen wieder auf die Erde herab. Viele Bauernregeln beruhen auf der genauen Beobachtung des Wetters. Genauso wie die moderne Meteorologie.

Frösche klettern Fliegen nach
Wer die rund 460 überlieferten Bauernregeln nicht auswendig lernen möchte, muss trotzdem nicht im Regen stehen. Die Natur hält eine Fülle an Zeichen bereit, die Auskunft über die Wetterentwicklung geben. Tierische Wetterboten kündigen uns dank ihrer fantastischen Sinnesleistungen das Wetter zuverlässig an. Am bekanntesten ist der Laubfrosch. Früher fingen manche Kinder sich einen «Wetterfrosch», um ihn im Glas zu halten. Bei gutem Wetter kletterte der Frosch auf der Leiter nach oben, bei schlechtem Wetter blieb er unten hocken. Das Gleiche lässt sich am Wegesrand beobachten. Wenn die Laubfrösche auf den Blättern oder Stängeln der Pflanzen hocken, ist dies ein Indiz für weiteren Sonnenschein. Sitzen sie auf dem Boden, ist Mistwetter im Anmarsch.

Nun sind Frösche keineswegs Sonnenanbeter. Sie klettern nach oben, um Beute zu machen. Denn bei gutem Wetter heben die Fliegen ab. Doch woher weiss der Frosch, wie das Wetter wird? Biologen vermuten, dass die Frösche in ihren Luftsäcken den barometrischen Druck spüren können. Der Luftdruck ist ein zuverlässiger Wetterindikator. Ein Tiefdruckgebiet bringt bekanntlich Regen und ein Hoch (Hochdruck) Sonnenschein. Auch bei den Grasfröschen lässt sich dieses Verhalten mitunter beobachten. Sie verlassen bei gutem Wetter oft die Teiche und Tümpel und klettern ebenfalls auf den Pflanzen nach oben.

Regen in Anmarsch beim Regenpfeifer
Aber aufgepasst: Haben Sie wirklich einen Frosch gesehen und keine Kröte? Mit Kröten und Unken verhält es sich nämlich genau umgekehrt. Sie sind typische Schlechtwetterboten. Kröten haben eine extrem empfindliche Haut, die vor direkter Sonneneinstrahlung unbedingt geschützt werden muss. Erst wenn es feucht und nass wird, kommen sie aus ihren Verstecken. Ausserdem können sie erst jetzt fette Beute machen. Denn Regenwürmer und Nacktschnecken – ihre Lieblingsnahrung – kriechen bei kommendem Regen ebenfalls an die Oberfläche. Unter der Erde könnten sie sonst unter den Wassermassen ersticken.

Über die vielen Regenwürmer und Schnecken freuen sich auch die Amseln. Sie fangen vor dem Regen lautstark an zu singen. Das Motto «I’m Singing in the Rain» gilt auch für die Familie der Regenpfeifer. Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer und Goldregenpfeifer trällern vor dem Regen ihre schönsten Balladen. Diese Eigenschaft verschaffte ihnen auch den Namen. Daher gilt: Wenn Amseln und Regenpfeifer intensiv singen, ist Regen im Anmarsch! 

Auch die Schwalben sind bekannte Wetterboten. Geschickt fangen die Flieger-Asse Mücken und Fliegen im Flug. Wenn die Schwalben hoch fliegen, wird das Wetter meist gut. Fliegen sie niedrig, kann es Regen geben. Der Grund ist der Gleiche wie beim Frosch. Bei Hochdruck-Wetter fliegen die Insekten hoch. Deshalb müssen nun auch die Schwalben abheben.

Grillen und Salamander wollen bei Regen ebenfalls fette Beute machen und reihen sich in die Liste der Schlechtwetterboten ein. Ihr Auftauchen ist kein gutes Zeichen für Spaziergänger. Beständigen Sonnenschein kündigen dagegen Heideschnecken an, die oben an den Stängeln der Pflanzen sitzen oder Spinnen, die emsig neue Netze spinnen. Baut die Spinne ihr Netz jedoch ab, ist Regen im Anmarsch. Es gilt also, genau hinzusehen, was die netzbewehrten Achtbeiner machen.

Die Sache mit dem Siebenschläfertag
Nur der Siebenschläfer gilt zu Unrecht als Wetterprophet. «Regnet es am Siebenschläfertag, so regnets noch sieben Wochen danach», lautet ein alter Spruch. Alljährlich wird dem Wetter am Siebenschläfertag (27. Juni) eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Doch was hat das Ganze mit dem possierlichen Bilch zu tun? Nichts! Der Tag wurde nach sieben Brüdern benannt, die während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius im Jahr 251 Zuflucht in einer Höhle bei Ephesus suchten. Dort liess sie der grausame Kaiser einmauern. Der Legende nach sollen die Brüder dort 195 Jahre geschlafen haben, bevor sie durch eine zufällige Öffnung der Höhle entdeckt wurden – unversehrt und lebend. 

Übrigens trifft auch diese Bauernregel ins Schwarze. In acht von zehn Sommern bewahrheitet sie sich. Das ergibt eine Trefferquote von immerhin 80 Prozent.