Japan
Tiere erobern Fukushima zurück
Fast zehn Jahre sind seit dem Erdbeben und der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 schon vergangen. Wie man es auch von Tschernobyl kennt, tummeln sich in der Sperrzone nun allerhand Wildtiere.
Fast zehn Jahre sind seit dem Erdbeben und der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 schon vergangen. Wie man es auch von Tschernobyl kennt, tummeln sich in der Sperrzone nun allerhand Wildtiere.
Was genau das für Tiere sind und wie viele von ihnen es tatsächlich rund um das zerstörte Atomkraftwerk gibt, wollte ein Forscherteam der US-Universität Georgia genauer wissen. An 120 Orten brachten Phillip Lyons und Kollegen deshalb Kamerafallen an. Die Kamerafallen verteilten auf allen Höhenlagen, in der 20-Kilometer-Sperrzone rund ums Kraftwerk, in der Zone ausserhalb, in die Menschen eingeschränkten Zutritt haben und den zum Bewohnen wieder freigegebenen Gebieten. Die Datenaufnahme fand 2016 statt.
Jede der Kamerafallen lief während 60 Tagen – und die Fallen fotografierten jede Menge Tiere. Wie die Foscher in ihrer im Januar im Fachmagazin «Frontiers in Ecology and the Environment» erschienenen Studie schreiben, habe man insgesamt 20 verschiedene Arten dokumentiert, wobei zwischen den verschiedenen Singvogelarten nicht unterschieden wurde.
Tiere in der Sperrzone
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Mit Abstand am häufigsten tappten Wildschweine in die Kamerfallen – und zwar insgesamt fast 47'000 Mal. Danach folgen der Marderhund (8216 Nachweise), der Japanische Hase (6505) und der Japanmakak (4196), der bei uns vor allem für seine winterlichen Bäder in den heissen Quellen von Jigokudani bekannt ist. Weitere häufig fotografierte Arten sind der Waschbär (2958), der Larvenroller (eine Schleichkatze, 2779), der Japanische Dachs (1904), der mit den Ziegen verwandte Japanische Serau (1875), der Rotfuchs (1392), der Buntfasan (426), das Japanische Eichhörnchen (313), der Japanische Marder (221) und der Kupferfasan (87).
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Die Studie sei die erste Bestandsaufnahme der Wildtiere rund um Fukushima seit der Evakuation. Es zeigte sich, dass vor allem die An- oder Abwesenheit von Menschen, aber auch die Höhenunterschiede und Landschaftstypen die Verteilung der Tiere beeinflussen, die von Art zu Art unterschiedlich sei. Die radioaktive Verstrahlung dagegen scheint keinen Einfluss zu haben. Etliche Arten sind in der Sperrzone und in der eingeschränkt betretbaren Zone viel häufiger vertreten. Zu diesen Arten gehören Wildschwein, Japanmakak, Japanischer Marder, Waschbär und Buntfasan.
So schreiben Lyons und sein Team denn auch, dass die Radioaktivität zumindest über die gesamte Population gesehen keine Auswirkungen auf die Häufigkeit und Verteilung zu haben scheint – oder aber, diese Effekte haben sich noch nicht gezeigt. Denn obwohl die Forscher in ihrer Untersuchung keine Tiere einfingen um Gewebeproben zu nehmen, sei dies in anderen Studien schon gemacht worden. Dabei wurden unter anderem bei Wildschweinen und Rauchschwalben DNA-Schäden festgestellt, bei Mäusen, Japanmakaken und Habichten fand man physiologische Schäden oder einen verminderten Fortpflanzungserfolg. «Angesichts der hohen Strahlendosen sind negative Auswirkungen auf molekularem Level bei vielen Tieren im untersuchten Gebiet zu erwarten», schreiben die Forscher.
Am 11. März 2011 um 16:46 Uhr ereignete sich im Pazifik vor der Küste Ostjapans ein Seebeben der Stärke 9,0 bis 9,1. Das Beben löste den grössten Tsunami der japanischen Geschichte aus, der eine Fläche von 500 Quadratkilometern überflutete. Über 19'000 Menschen starben, 2500 blieben vermisst. Das sind 3,5 Prozent der damals in dem Gebiet ansässigen 600'000 Menschen.
Als Folge des Erdbebens kam es im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in den Reaktorblöcken 1 bis 3 zu Kernschmelzen. Vier der sechs Blöcke wurden durch das Unglück zerstört. Bis zu 150'000 Menschen wurden evakuiert. Es wird geschätzt, dass beim Unfall 10 bis 40 Prozent der radioaktiven Emissionen von Tschernobyl freigesetzt wurden. Seit 2016 sind einige Gebiete zum Bewohnen wieder freigegeben. Es kehrte allerdings nur ein ganz kleiner Teil der ursprünglichen Bevölkerung zurück.
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