Jedes Jahr durchqueren weibliche Oliv-Bastardschildkröten die tropischen Meere, um an dem Strand, an dem sie selbst einst geschlüpft sind, zu Tausenden gleichzeitig ihre Eier abzulegen. 

Normalerweise können sie dies ungestört tun, doch vor etwa zwei Wochen warteten am Strand des Ostional Wildlife Refuge in Costa Rica Horden von Touristen, die das Spektakel mitansehen wollten. Sie fotografierten und schossen Selfies, rannten ins Meer und setzten ihre Kinder sogar auf die Panzer der Schildkröte. Kein Wunder, bekamen es die Tiere mit der Angst zu tun und kehrten unverrichteter Dinge ins Meer zurück. Die Fotos der Gewerkschaft des costa-ricanischen Umwelt- und Energieministeriums gingen um die Welt.

Ungewöhnliche Wettersituation
Laut einem Bericht der «New York Times» konnte es soweit kommen, weil in diesem Jahr ausbleibende El-Niño-Regenfälle den Fluss, der den Strand normalerweise vom Landesinneren abtrennt und so die Schildkröten beschützt, austrocknen liessen.

Mauricio Méndez, stellvertretender Direktor der Tempisque-Schutzzone, zu der auch Ostional gehört, sagte gegenüber der «New York Times», dass man für das nächste Auftauchen der Schildkröten, welches am 4. Oktober erwartet wird, die  Anzahl Polizisten und Sicherheitsleute verdoppeln und auch die Küstenwache miteinbeziehen wolle. Ausserdem sollen Touristengruppen nur mit einem Führer an den Strand dürfen und dort lediglich bis zur Grenze des Nestgebiets vorgelassen werden. 

Eier trotzdem abgelegt
Zum Glück gibt es auch gute Nachrichten: Viele Schildkröten scheinen es trotz dem Touristenansturm geschafft zu haben, ihre Eier abzulegen, wahrscheinlich in der Nacht. Méndez’ Team zählte mehr Nester als erwartet. Die Reptilien sind hart im Nehmen. Naturschützer Méndez: «Es könnte ein Tornado toben, die Schildkröten würden trotzdem an den Strand gehen, Eier legen und ins Meer zurückkehren.»

Dennoch ist eine ungestörte Eiablage für die Oliv-Bastardschildkröten äusserst wichtig. Wegen ihrem Fleisch und der zunehmenden Verschmutzung der Weltmeere ist die Art als gefährdet eingestuft und braucht besonderen Schutz.