Ähnlich den Orcas, die immer wieder Schlagzeilen machen, weil sie ihre toten Kälber nicht gehen lassen wollen («Tierwelt online» berichtete), tragen auch Pavianmütter ihre verstorbenen Babys bis zu zehn Tagen mit sich mit. Das zeigt eine umfassende Studie, die letzte Woche im Fachblatt «Royal Society Open Science» veröffentlicht wurde.

Während 13 Jahren untersuchten Alecia Carter vom University College London und ihr Team die wilden Bärenpaviane im Tsaobis-Naturpark in der Namibwüste in Namibia. Diese Paviane leben in grossen Gruppen mit Männchen und Weibchen. Die Gruppen können zwanzig bis hundert Tiere umfassen.

Die Forscherinnen und Forscher aus Carters Team beobachteten zwölf Begebenheiten, in denen Mütter ihre toten Neugeborenen mittrugen und auch lausten. Sie taten dies während einer Stunde und bis zu zehn Tagen, durchschnittlich aber drei bis vier Tage. «Zwischen Mutter und Baby gibt es eine unglaublich starke Bindung», sagt Alecia Carter in einer Medienmitteilung. «Ist sie einmal ausgebildet, ist sie schwierig zu brechen.»

Um das Verhalten zu erklären, stellte Carter drei Hypothesen auf: Die «soziale Bindungs-Hypothese» besagt eben, dass Mütter ihre toten Babys nicht gehen lassen können, wegen der starken Bindung, die sie mit ihnen teilen. Nach der «Trauer-Bewältigungs-Hypothese» dagegen suchen Pavianmütter auf diese Weise einen Weg, mit ihrem Verlust umzugehen.

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Als drittes komme laut Carter noch die «Unwissenheits-Hypothese» in Frage, nach der die Affenmütter einfach nicht merken, dass ihre Kinder tot sind. Diese sei aber sehr unwahrscheinlich. Die toten Jungpaviane werden demnach nämlich häufig an einem Bein oder Arm mitgeschleift. Ein lebendes Baby werde niemals so behandelt, auch wenn es krank ist und keine Regung zeigt.

Nicht nur Wale, sondern auch andere Primaten wie Schimpansen oder Japanmakaken zeigen dieses Verhalten. Diese Arten tragen ihre toten Jungen manchmal sogar sehr viel länger mit, nämlich bis zu zwanzig Tagen. Die Paviane aus der Namibwüste müssen aber täglich grosse Distanzen überwinden. Deshalb, so vermutet Carter, geben sie das Mittragen aus praktischen Gründen irgendwann auf.

Dafür wurden, anders als bei anderen Primaten, manchmal auch die Väter der toten Babys dabei beobachtet, wie sie sich um die toten Kinder kümmern und sie beschützen. Dies überraschte das Forscherteam, denn Paviane seien normalerweise keine sehr fürsorglichen Väter. Sie beschützten ihre Kinder aber vor Attacken von anderen Männchen. Solche geschehen, wenn das angreifende Männchen das Kind töten will, damit es sich mit der Mutter paaren und selber Nachwuchs zeugen kann.

Alles in allem, so schreiben die Forscher, soll die Studie zum Verständnis darüber beitragen, was Tiere vom Tod wissen. Und das, so häufen sich die Anzeichen, scheint eine ganze Menge zu sein.