Im September letzten Jahres wurde Tuffy von der Tierschutzorganisation Animal Asia von einer Gallenfarm in Vietnam gerettet. Monatelang wurde er in einer Auffangstation aufgepäppelt, bevor er endlich zum ersten Mal nach draussen durfte. Und das Video vom freudig planschenden Bären ging um die Welt. «Für seine Pfleger war es ein wunderbarer Moment», sagt Louise Ellis, Bären-Managerin von Animal Asia auf der Webseite der Organisation. Er habe dann sogar unter den Sternen geschlafen, weil es ihm draussen so gut gefallen habe.

Doch zuvor musste Tuffy lange leiden. Jahrelang war der asiatische Kragenbär auf einer Gallenfarm eingesperrt gewesen, in seinem engen Käfig konnte er sich kaum bewegen. Seine Gallenblase sei derart beschädigt gewesen, dass man sie habe entfernen müssen, schreibt Animal Asia. Er sei dehydriert gewesen, habe zahlreiche schmerzhafte Gallensteine gehabt, drei abgebrochene Zähne, die ihm rausoperiert werden mussten und trockene, spröde Tatzen mit Rissen drin.

Animal Asia schätzt dass in Vietnam etwa 1200 und in China 10’000 Bären auf Gallenfarmen gefangen sind. Ihnen wird dort in regelmässigen Abständen, mit verschiedenen Methoden und ohne Betäubung Galle abgenommen. Die Prozedur ist äusserst schmerzhaft und führt zu Entzündungen und manchmal auch zu bösartigen Tumoren. Viele Bären litten auch Hunger und Durst, heisst es bei Animal Asia weiter. Die Tierschutzorganisation mit Sitz in Hongkong schreibt, dass manche Bären bis zu 30 Jahre in ihren Käfigen verbringen.

In der Schweiz nicht legal
Dies, weil Bärengalle in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) als Wundermittel gilt. Verwendet wird das reine Produkt, Bärengalle ist aber in vielen Medikamenten ebenfalls enthalten.

Auch in der Schweiz weiss man um diese Praktiken. Bärengalle sei allerdings in der hiesigen TCM kein Thema, meint Severin Bühlmann, Inhaber der Firma Complemedis in Trimbach SO, die TCM-Medikamente vertreibt und importiert. «Bärengalle kann man in der Schweiz gar nicht importieren. Alle Produkte werden kontrolliert, entweder vom schweizerischen Heilinstitut Swissmedic, der regionalen Heilmittelkontrollstelle oder dem Kantonsapotheker. Ich glaube auch nicht, dass es in der Schweiz viele Leute gibt, die gezielt nach Bärengalle suchen.»

Natürlich gäbe es noch den Schwarzmarkt im Internet. «Man kann ja nicht verhindern, dass Sachen über das Internet gekauft werden», sagt Bühlmann. «Bärengalle ist aber nicht einfach zu bekommen», erklärt er. «Häufig gerät man an Fälschungen. Die meisten Produkte, die hier tatsächlich ankommen, enthalten wahrscheinlich Schweinegalle.» Diese wird beim Schlachten des Schweins gewonnen.

Serverin Bühlmann vermutet, dass ausserhalb Chinas und Südostasiens keine grosse Nachfrage an Bärengalle besteht. Und auch dort gehe sie seit einiger Zeit zurück, wie chiesische Forscher 212 im Fachmagazin «Nature» berichteten. Animal Asia hat es sich jedenfalls zum Ziel gesetzt, die Gallenfarmen ganz zu stoppen. Bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg. Immerhin können Tuffy und viele andere geretette Bären bereits unter den Sternen schlafen.

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