Wie die IUCN in der Nacht zum Donnerstag mitteilte, ist es vor allem die Eisschmelze in der Arktis durch die Erderwärmung, die dem dem Eisbären (Ursus maritimus) schwer zu schaffen macht (lesen Sie mehr dazu hier). Dazu kämen die Folgen von Öl- und Gasbohrungen. Die Organisation präsentierte gleichzeitig eine Aktualisierung ihrer Roten Liste der gefährdeter Arten. Von mittlerweile 79'837 durch Wissenschaftler der IUCN überprüften Arten gelten 23'250 als vom Aussterben bedroht.

Die erneute Bewertung der Überlebenschancen des Eisbären unternahmen die Naturschützer vor allem mit Blick auf den bevorstehenden Weltklimagipfel in Paris. Sie glichen Daten zu allen Populationen in der Arktis mit Statistiken zur Eisschmelze in den vergangenen Jahrzehnten ab und speisten sie in Computersimulationen ein.

«Das Ergebnis zeigt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die globalen Eisbärenbestände in den kommenden 35 bis 40 Jahren um mehr als 30 Prozent schrumpfen werden», erklärte die IUCN. Die Naturschützer verweisen auf jüngste Studien, wonach die Eisschmelze in der Arktis noch rascher verläuft, als bisher von den meisten Klimamodellen vorhergesagt.

Von 1979 bis 2011 sei die Eisfläche um 14 Prozent pro Dekade zurückgegangen. Damit seien die natürlichen Jagdreviere der Eisbären entsprechend stark geschrumpft. Durch die Verlängerung der eisfreien Zeiten in Teilen der Arktis auf mehr als fünf Monate müssten die Bären länger als früher Hunger leiden, was direkte Folgen für ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung habe.

Nicht nur Eisbären gefährdet
Unter dem Klimawandel würden allerdings weit mehr Arten leiden als allein der «ikonenhafte» Eisbär, sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. «Die Regierungen, die beim Klimagipfel in Paris vertreten sind, müssen alles tun, um ein Abkommen zu erreichen, das stark genug ist, mit dieser Herausforderung fertig zu werden.»

Die aktualisierte Rote Liste der IUCN zählt neu weitere Pilzarten auf, die durch negative Veränderungen ihrer Lebensräume bedroht sind. Darunter ist eine farbenprächtige Zärtlingsart (Leptonia carnea), die in den Lebensräumen der Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens) in Kalifornien anzutreffen ist. Zu den Ursache gehöre die Häufung von Dürreperioden.

Umweltverschmutzung und Überfischung bedrohen gemäss der Roten Liste auch das Überleben einiger der rund 1400 Arten von Knochenfischen im Ost- und Zentralatlantik. Betroffen seien dort drei Prozent dieser Fischarten. So sei der Rundnasen-Grenadier (Coryphaenoides rupestris) direkt vom Aussterben bedroht. In der Karibik seien fünf Prozent der untersuchten 1340 Knochenfischarten gefährdet, dabei besonders stark der Ziegelbarsch (Lopholatilus chamaeleonticeps).