Nandus aus Südamerika scheinen sich in Norddeutschland wohlzufühlen. Seit einige Tiere vor 15 Jahren aus einem Gehege bei Lübeck ausbrachen, wächst die wilde Population. Ihre Anwesenheit ist nicht unumstritten.

Die Tiere haben seither eine stabile, wild lebende Population in Nordwestmecklenburg gebildet. Jetzt vergrössern die straussenähnlichen Laufvögel ihren Lebensraum in Richtung Osten, sagte Frank Philipp, der im Auftrag des Schweriner Umweltministeriums seit 2008 die Nandus in Mecklenburg beobachtet.

Bei der jüngsten Zählung am vergangenen Wochenende sei ein leichter Zuwachs der Population ermittelt worden, berichtete Philipp. In einem etwa 150 Quadratkilometer grossen Kerngebiet lebten aktuell mehr als 100 Tiere. Nandus (Rhea americana) bevorzugten die offene Landschaft und ernährten sich von frischem Grün auf Feldern und Wiesen.

In den vergangenen milden Wintern habe es kaum Verluste gegeben, sagte Philipp. Die bis zu 1,40 Meter grossen, grauen Laufvögel werden in Deutschland von Liebhabern gezüchtet. Gejagt werden dürfen sie nicht. Bislang haben die verwilderten Nandus laut dem Forscher keine nennenswerten Schäden in der Landwirtschaft angerichtet. «40 Nandus fressen so viel wie eine Kuh.»

Doch die Anwesenheit der Vögel ist nicht unumstritten. So gibt es innerhalb des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) unterschiedliche Ansichten darüber, ob man sie akzeptieren oder den Bestand dezimieren sollte, wie die Sprecherin des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Heberer, sagte. «Es ist eine invasive Art und da besteht immer die Gefahr, dass einheimische Arten verdrängt werden.» Bisher sei ihr aber nichts dergleichen bekannt.