Das rund sechs Meter lange Hai-Weibchen tauchte plötzlich auf, als andere Haie vor der Insel Oahu den Kadaver eines Pottwals verspeisten, wie Profi-Taucherin Ocean Ramsey am Donnerstag der Zeitung «Honolulu Star Adviser» sagte.  Als der Weisse Hai aufgetaucht sei, hätten die um den Kadaver versammelten deutlich kleineren Tigerhaie das Weite gesucht, sagte Meeresbiologin Ramsey der Zeitung. Das riesige Weibchen habe sich dann am Boot der Taucher gerieben.      

«Sie war einfach ein grosser, schöner, sanfter Riese, der unser Boot als Kratzbaum benutzen wollte», berichtete Ramsey. Die Taucher schwammen dann den Tag über mit dem Weissen Hai und machten beeindruckende Fotos und Videos von dem Tier. Ramsey schätzte das Alter des Haies auf mindestens 50 Jahre und das Gewicht auf zweieinhalb Tonnen. Sie glaubt, dass es sich bei dem Weibchen um Deep Blue handle, das als grösster bislang gesichteter Weisser Hai gilt. Bestätigt ist das aber nicht.       

Ramsey ist Besitzerin eines Tauchcenters, das Tauchgänge mit Haien ohne Käfig anbietet. Im Video sieht man sie, wie sie den Weissen Hai immer wieder berührt und sich an seiner Flosse festhält. Damit wolle sie zeigen, dass Haie keineswegs blutrünstige Monster seien, sondern im Gegenteil sehr sanft und schützenswert.  

Wilde Tiere niemals berühren
Andere Meeresbiologen sind darüber gar nicht erfreut. «Es gibt überhaupt keinen Grund, Wildtiere zu belästigen um zu zeigen, dass sie nicht gefährlich sind», sagt zum Beispiel der Hai-Biologe David Shiffman zum kanadischen Fernsehsender «CTV News». Das Argument «Schaut her, ich kann diese wunderschönen, wilden Kreaturen nerven, deshalb sollte man sie schützen» ergebe für ihn nicht viel Sinn. Ausserdem sei der Weisse Hai immer noch ein Top-Prädator, der Interaktion mit Menschen nicht gewohnt sei. Sein Verhalten sei unberechenbar.  

Hinzu komme, dass weniger erfahrene Hobby-Taucher Ramsey nun vielleicht nacheifern wollen, was die ganze Sache noch viel gefährlicher mache. Man könne die Botschaft, dass Haie wichtig seien und keine Bestien auch rüberbringen, ohne sie zu stressen und ihr natürliches Verhalten zu stören.  

Meeresbiologe David Shiffman ist nicht einverstanden mit Ocean Ramseys Verhalten (Video: CTV News):

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Ins gleiche Horn stösst Michael Dormeier vom Marine Conservation Science Institute in Kalifornien. Das Verhalten von Ocean Ramsey sei alarmierend, sagt er gegenüber der «Washington Post»: «Ein Weisser Hai ist kein Kuscheltier, mit dem man einfach ins Wasser springen kann.»  

Ramsey sei so sicher wie es eben mit einem Weissen Hai gehe gewesen, weil dieser gerade gefressen hatte. Die Tiere frässen manchmal so viel, dass sie beinahe komatös werden. Aber: Wilde Haie zu berühren sei auf gar keinen Fall akzeptabel. 

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