Es mag zwar überraschend klingen, aber wie Koalas in der Wildnis trinken, wenn sie sich hoch oben in den Baumkronen aufhalten, wusste man bis jetzt noch nicht. Das sagt zumindest die Biologin Valentina Mella von der australischen Universität Sydney. In ihrer am 2. Mai im Fachblatt «Ethology» publizierten Studie schreiben Mella und ihre Kolleginnen und Kollegen, dass wilde Koalas generell mit wenig Flüssigkeit auskämen, so dass viele Forscher angenommen haben, dass sie ihren gesamten Wasserbedarf mit saftigen Eukalyptus-Blättern decken. Sei es durch die in den Blättern selbst enthaltene Flüssigkeit, Tau oder Regennässe.

Bei grosser Hitze, namentlich Temperaturen über 40 Grad Celsius, seien Koalas auch schon beobachtet worden, wie sie von den Bäumen herunterklettern und aus Wasserlöchern trinken. Dies tun sie auch in Gefangenschaft ab und an, wobei auch hier angenommen wird, dass sie dabei unter Hitzestress leiden.

Das Forscherteam um Valentina Mella zeigt nun, dass es in Wirklichkeit ganz anders ist: Koalas trinken, indem sie während eines Regenschauers oder unmittelbar danach das am Baumstamm herabrinnende Wasser ablecken. 46 Mal konnten Vella und Kollegen sowie engagierte Bürgerwissenschaftler dieses Verhalten zwischen 2006 und 2019 an verschiedenen Orten in Australien beobachten – und es zum ersten Mal dokumentieren und filmen.

Erste Videoaufnahmen von trinkenden Koalas

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So schreibt Mella, dass Koalas das ganze Jahr über auf diese Weise trinken, auch wenn es wenig regnet oder es in der Umgebung stehende Gewässer gibt. Bis anhin sei das Verhalten nur am Rande erwähnt worden. «Es ist aber anzunehmen, dass dies die für die Koalas natürliche Art zu trinken ist.»

Allerdings braucht es dazu natürlich regelmässig Regen. Und der macht sich in Australien je länger je rarer: Der Kontinent kämpft seit Jahren gegen wiederkehrende Dürreperioden mit teilweise verheerenden Auswirkungen wie den Waldbränden Ende 2019 bis Anfang 2020.

Wie sich das längerfristig auf die Koalas auswirkt, bleibt abzuwarten, doch wahrscheinlich verheisst es nichts Gutes. Koalas gelten heute schon auf der Roten Liste als «bedroht». Bei grosser Hitze und anhaltender Trockenheit seien die Beuteltiere auch schon dabei gesehen worden, wie sie aus Brunnen, Gärten oder Swimmingpools getrunken haben, heisst es in einer Mitteilung der Universität Sydney. Solche Beobachtungen gelten bis jetzt laut den Forschern noch als sehr unüblich. Bleibt zu hoffen, dass das auch weiterhin so sein wird.