Die Pest, der Schwarze Tod. Über Jahrhunderte verbreitete sie Angst und Schrecken. In Europa raffte sie in der Mitte des 14. Jahrhunderts 75 bis 200 Millionen Menschen dahin – eine der verheerendsten Pandemien der Menschheitsgeschichte, bei der ein Drittel der europäischen Bevölkerung der damaligen Zeit den Tod fand.

Die Pest existiert auch heute noch. Der Schrecken der Vergangenheit jedoch ist verblasst. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO erkrankten zwischen 2010 und 2015 3248 Menschen an der Pest, 584 von ihnen starben. Wie die WHO schreibt, kann die Krankheit heute leicht mit Antibiotika behandelt werden. Wichtig ist aber, dass sie früh erkannt wird.

Am häufigsten tritt die Pest bei Menschen heute in Madagaskar, der Demokratischen Republik Kongo und in Peru auf. Das Bakterium Yersinia pestis, das die Pest verursacht, ist aber viel weiter verbreitet. Es lebt in den Gedärmen von Nagetieren – vor allem Erdhörnchen und Ratten – auf fast allem Kontinenten. Durch Flöhe und Läuse wird es auf andere Säugetiere übertragen – so auch auf den Menschen. Die Nagetiere, die oft symptomfrei bleiben, gelten als sogenanntes Reservoir für das Bakterium. Die Flöhe als Überträger nennt man in der Fachsprache Vektoren. Orte, an denen Reservoir und Vektor natürlicherweise gehäuft vorkommen, sind als Pestherde bekannt.

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Pestherd in den USA
Ein solcher Pestherd is gemäss WHO der Westen der USA. Dort fungieren beispielsweise Murmeltiere, Präriehunde oder das im Yellowstone-Ökosystem weit verbreitete Uinta-Ziesel als Reservoir für Yersinia pestis. Da die Nagetiere oft als Beute für grössere Fleischfresser herhalten müssen, können diese sich dadurch mit dem Bakterium infizieren.

Die Wildtierforscher Mark Elbroch, Winston Vickers und Howard Quigley von verschiedenen amerikanischen Forschungsinstituten wollten deshalb wissen, wie verbreitet die Pest unter den Pumas im Yellowstone-Ökosystem ist. Während neun Jahren testeten sie im Zuge des Puma-Monitoring mit Fang-Wiederfang-Methoden 28 der scheuen Wildkatzen auf das Bakterium selbst und Antikörper gegen selbiges.

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Warnung für Menschen
Bei fast der Hälfte der Tiere, nämlich 43 Prozent, lieferten die Tests ein positives Resultat. Wie bei grossen Beutegreifer meist üblich, konnten die Wissenschaftler nur vergleichsweise wenige Tiere testen, da diese oft in geringen Dichten vorkommen. Trotzdem scheint die Pest bei den Yellowstone-Pumas eine häufige Todesursache zu sein: 6,6 Prozent der untersuchten Tiere waren daran gestorben. Wie verbreitet die Pest aber tatsächlich ist, lässt sich nicht genau sagen: So waren bei einem Puma die ersten beiden Tests über drei Jahre positiv, ein Jahr später fiel der Test dann aber negativ aus. Ein weiteres Jahr darauf bestätigte sich dieses Resultat. Somit könne es sein, schreiben die Forscher in ihrer im März im Fachblatt «Environmental Conservation» veröffentlichten Studie, dass über die Zeit im Blut der Tiere keine nachweisbaren Antikörper erhalten bleiben.

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«Überraschenderweise fanden wir im Yellowstone-Ökosystem mehr Belege für die Pest bei Pumas als an andern bekannten lokalen Hotspot wie Südkalifornien oder der Front Range (ein Gebirge) in Colorado», schreibt das Forscherteam weiter. Diese Information sei vor allem wichtig für Jäger, Wildhüter, Forscher und andere Berufsgruppen, die im direkten Kontakt mit den Tieren stehen. Obwohl eine Übertragung von Puma auf Menschen äusserst selten vorkommt, ist es nie verkehrt, Vorsicht walten zu lassen. So starb 2007 ein Pumaforscher in Arizona an der Pest. Ein Fall, der laut der Studie hätte verhindert werden können, wenn man von der Möglichkeit einer Pesterkrankung gewusst hätte. Mit dem Wissen, wie und wo die Pest bei Pumas vorkomme, würden diese zu einer Art «Wächter» für die Menschen, so die Forscher.