Aus Nordamerika haben es die herzigen Waschbären über Pelzfarmen nach Europa geschafft. Hier gelten sie als invasive Art, die sich aufgrund der guten Lebensbedingungen schnell ausbreitet. Besonders in Deutschland machen die Procyon lotorso der zoologische Name, mittlerweile grosse Probleme. Die Bundesländer Hessen, Bayern vorallem aber der Osten des Landes sprechen von einer Plage. 

Der neugierige Säuger lässt sich in Wohngegenden nieder, durchwühlt Mülltonnen, Komposthaufen und frisst Hunde- und Katzennäpfe leer. Verschafft er sich erst einmal Zugang ins Haus, wird die Küche durchwühlt oder er zieht auf dem Dachboden ein. Das Hauptproblem liegt aber darin, dass der Nesträuber andere Tierarten, wie Kiebitze und Lerchen, gefährdet und Überträger des Waschbärspulwurms ist, der auch für den Menschen eine Gefahr darstellt. Darum dürfen die Tiere mit den auffälligen Gesichtsmasken im Nachbarland geschossen werden. Und das werden sie: In der Jagdsaison 2008/09 wurden in Deutschland 50'000 Tiere erlegt. 2019/2020 waren es bereits 200'000.

[IMG 2]

In der Schweiz noch unproblematisch

Da dürfte auch die Liste der invasiven Tierarten nicht unschuldig dran sein. Seit 2016 sind in der EU Neophyten und Neozoen, also gebietsfremde Pflanzen und Tiere, gelistet, die besonderen Massnahmen unterliegen, also nicht gehalten, gepflanzt oder gezüchtet werden dürfen. Invasive Tierarten sind zur Jagd freigegeben. Im Fall des Waschbären sogar innerhalb der Schonzeit, sprich, wenn sie sich vermehren, tragen und werfen. In der Schweiz regelt der Bund die Eindämmung der Neozoen über das Jagdgesetz. Hier ist die Rede von gebietsfremden Arten, zu denen auch der Waschbär gehört. Und das, obwohl die Art hierzulande nur wenig verbreitet ist, Menschen scheut und Siedlungen meidet.

Der Grund sind die optimalen Bedingungen, um sich auszubreiten, die er auch hierzulande findet, was Umweltschützern und Behörden Sorge bereitet («Tierwelt» berichtete).

Kastrieren statt jagen

In einzelnen deutschen Städten, wie Berlin, wird darüber diskutiert, ob der Waschbär wirklich noch als invasive Art gilt, oder, ob man sich nicht besser mit den Tieren arrangieren und grossangelegt Kastrationen durchführen soll. 

So fordert auch die Tierschutzorganisation «Wild beim Wild», den Waschbären von den Listen der invasiven Arten in Deutschland und der Schweiz zu streichen und somit die Jagd auf die Tiere zu beschränken. Der Waschbär, so die Organisation, gehöre mittlerweile zu den heimischen Tieren und habe darum denselben Schutz verdient. Waschbären werden, anders als Fuchs, Dachs oder Marder, immer getötet, wenn sie in Siedlungsgebieten gefangen werden. Das möchten die Initianten mit ihrer Forderung ändern. Viel sinnvoller wäre eine konsequente Kastration und anschliessende Freilassung der kleinen Jäger, fordern die Tierschützer in einer Medienmitteilung. 

In Anbetracht der Tatsache, dass der Bund vehement gegen die Verbreitung gebietsfremder Arten vorgeht, dürfte diese Forderung allerdings kaum Gehör finden.