Die Wissenschaftlerin war teil des Expertenteams, das im Januar und Februar in China im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Spuren des Virus suchte. Die wahrscheinlichste Route sei, dass das Virus von Fledermäusen über ein anderes Tier auf den Menschen übergegangen sei, sagte Koopmans im niederländischen Rundfunk. Es sei dagegen sehr unwahrscheinlich, dass das Virus aus einem Labor stamme.

Die Experten des WHO-Teams wollen ihren Abschlussbericht am Dienstag zuerst den 194 WHO-Mitgliedern erläutern und dann veröffentlichen. Einige Medien haben vorab aus Entwürfen zitiert. Die Experten waren unter anderem in Wuhan, wo das Virus erstmals nachgewiesen wurde.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus wollte sich am Montag noch nicht zu Einzelheiten äussern. Er betonte aber mehrfach: «Alle Hypothesen sind auf dem Tisch und müssen weiter untersucht werden.»

Heikle Expertenreise
Koopmans wies die Darstellung zurück, dass die Wissenschaftler in China nicht frei hätten arbeiten können. Das hätten sie und das Team nicht so erfahren. «Es ging nun einmal um eine sehr komplexe Untersuchung», sagte Koopmans. Daran seien sehr viele Menschen aus vielen Bereichen beteiligt gewesen. Dann könne man nicht einfach schnell alle Daten erwarten. «So funktioniert das nicht.»

Die WHO-Expertenreise nach China war im geopolitischen Umfeld mit den Spannungen zwischen den USA und China von Anfang an höchst heikel. Der frühere US-Präsident Donald Trump sprach vom «Wuhan-Virus» oder «China-Virus» und warf China vor, die weltweite Ausbreitung nicht rechtzeitig gestoppt zu haben. Peking war deshalb um so mehr darauf bedacht zu verhindern, als Urheber der Pandemie an den Pranger gestellt zu werden. So hat China den Besuch der unabhängigen Experten monatelang hinausgezögert. Um die Teilnehmer und das genaue Arbeitsprogramm wurde ewig gefeilscht.

Team-Leiter Peter Ben Embarek räumte spezielle Arbeitsbedingungen ein. «Die Politik stand immer im Raum», sagte der dänische Wissenschaftler der Zeitschrift «Science». «Wir hatten zwischen 30 und 60 Kollegen, und viele von ihnen waren keine Wissenschaftler, nicht aus dem Bereich öffentliche Gesundheit.» Das WHO-Team umfasste 17 Experten, die die Arbeit teils aus dem Ausland unterstützten.

«Schliessen Tür nicht zu»
Das Team hatte zum Ende der Mission Anfang Februar gesagt, es sei «extrem unwahrscheinlich», dass das Virus aus einem Labor in Wuhan entwichen sei («Tierwelt online» berichtete). Kritiker argwöhnten, dass dies auf chinesischen Druck hin passierte. In «Science» verteidigte Embarek die Einschätzung. Das Team habe von dritter Seite keine belastbaren Hinweise erhalten, um anderslautende Vermutungen zu stützen. Er fügte hinzu: «Die Tatsache, dass die die Hypothese als extrem unwahrscheinlich eingestuft wird, heisst nicht, dass sie unmöglich ist. Wir schliessen diese Tür nicht.»

China pocht darauf, auch in anderen Ländern nach einem möglichen Ursprung des Virus zu suchen. Die Regierung propagiert die These, das Virus könne auch aus dem Ausland über tiefgefrorene Lebensmittel nach China eingeschleppt worden sein. Auf einigen Importprodukten waren Viren gefunden worden. Das hat Embarek aber schon mehrfach als höchst unwahrscheinlich zurückgewiesen. Es stelle sich allenfalls die Frage, ob die Viren über den lokalen Handel mit Tiefkühlprodukten aus Südchina nach Wuhan gebracht wurden, sagte er Mitte Februar.